Ein «Espresso»-Hörer staunte nicht schlecht, als er kürzlich eine Werbung für das Nokia-Handy 105 in einer Regionalzeitung sah: «Ich finde es dreist, dass hier alte Handys beworben werden, die Ende Jahr nicht mehr gebraucht werden können.» Tatsächlich zieht der grösste Schweizer Telekom-Anbieter Swisscom dem 2G-Netz Ende 2020 definitiv den Stecker.
Das besagte Nokia-Handy kostet zwar nur knapp 30 Franken. Dennoch sind andere Händler transparenter und informieren die Kunden, dass das Handy bald unbrauchbar wird. Bei Digitec zum Beispiel ist das Handy ebenfalls noch erhältlich, jedoch steht dort beim Angebot der Hinweis, dass dieses Gerät nur noch bis Ende Jahr gebraucht werden könne. Bei Conrad fehlt dieser Hinweis.
Es ist nicht die Aufgabe von Conrad, die Kundinnen und Kunden über den technologischen Wandel zu informieren.
«Keine Ausverkaufsware»
Es sei nicht die Aufgabe von Conrad, die Kundinnen und Kunden über den technologischen Wandel zu informieren, sagt Abel Amato, Leiter Kundendienst von Conrad: «Alle unsere Artikel sind mit den wichtigsten technischen Daten versehen. Im Zweifelsfall können sich die Kunden auch an die technische Kundenberatung wenden.» Amato wehrt sich gegen den Vorwurf, dass hier alte Handys verkauft würden. «Es handelt sich bei den Handys um aktuelle Geräte und nicht um Ausverkaufsware.» Zudem sei Conrad eine international tätige Firma und die 2G-Technologie werde ausserhalb der Schweiz noch rege genutzt.
Das Konsumentenmagazin «Espresso» hatte Conrad schon 2019 kritisiert: Damals ging es um Ortungsgeräte und Alarmanlagen, die ebenfalls noch verkauft wurden, obwohl sie Ende 2020 nicht mehr brauchbar sind. Nun will Conrad etwas ändern. Neu soll das Logo «ByeBye2G» die Kunden auf die Abschaltung von 2G aufmerksam machen.
Salt hat mit Abschalten schon begonnen
Während die Swisscom das 2G-Netz Ende Jahr abschalten will, hat Salt in der Region Bern bereits den Stecker gezogen. Und «bis Ende Sommer 2020 wollen wir 90 Prozent des 2G-Netzes ausser Betrieb nehmen», heisst es bei der Medienstelle.
Eine andere Strategie hat dagegen Sunrise. Der Telecom-Anbieter will das 2G-Netz sicher noch bis Ende 2022 weiterführen. Das sind gute Nachrichten für alle, die ihre nur 2G-fähigen Geräte auch weiterhin benützen und nicht entsorgen möchten.