Iris Gold singt von einem «Cool Planet», einem perfekten Ort, wo weder Rasse noch Geschlecht eine Rolle spielen. Die dänische Musikerin ist eine der wenigen weiblichen Acts auf der Hauptbühne auf dem Gurten. «Ich bin anders, deshalb habe ich in meinen Songs eine perfekte Welt geschaffen, in der jeder willkommen ist, unabhängig von Geschlecht oder Hautfarbe. Anders zu sein, macht dich speziell», sagt sie gegenüber «10vor10».
Weit entfernt von 50 Prozent
Auf dem Gurten sind etwa 30 Prozent der Bands mehrheitlich weiblich. Verglichen mit anderen grossen Schweizer Festivals ist das eher viel. Und doch noch weit entfernt von 50 Prozent.
Ginge es nach den Zuschauern, dürften es ruhig mehr Frauen auf den Bühnen sein. «Unbedingt, die Frauenquote dürfte ruhig über 50 Prozent liegen», sagt ein Mann, der mit seinem Kollegen unterwegs ist. «Letztes Jahr hatte es wenige Frauen, dieses Jahr ist es besser, finde ich», bemerkt eine Besucherin. Es gibt aber auch kritische Stimmen: «Es kann auch keine Lösung sein, wenn die Booker einfach Frauen buchen, damit Frauen auf der Bühne stehen und das Niveau der Musik darunter leidet», sagt ein männlicher Besucher.
Kein Wunschkonzert
Booker sind in der Regel männlich. Die Ausnahme der Regel heisst Lena Fischer. Sie ist Teil des dreiköpfigen Booking-Teams, das die Bands für das Gurtenfestival bucht. Es ist das erste Festival, das die drei programmieren. Und: Sie hätten gerne mehr Frauen auf den Hügel geholt. Doch, Booking sei kein Wunschkonzert.
«Verschiedene Parameter müssen berücksichtigt werden; ist die Band am touren, ist sie verfügbar, liegt sie in unserem Budget und wollen sie überhaupt bei uns spielen.» Am Ende blieben auf Headliner-Niveau mehr Männer-Bands übrig, sagt Lena Fischer. Doch es gebe mittlerweile immer mehr Frauen-Bands.
Eine von ihnen ist Anna Rossinelli. Die Baslerin spielt seit Jahren auf den Festival- und Konzertbühnen der Schweiz. Sie weiss, wie schwierig es ist, sich durchzusetzen. «Man muss Erfahrungen sammeln können, das braucht Zeit. Man ist nicht von heute auf morgen eine Rampensau», lacht Rossinelli.
Vorbilder sind wichtig
Frauen wie Rossinelli können junge Mädchen und Frauen inspirieren. Darauf setzt die Vereinigung «Helvetia rockt». Sie unterstützt junge Frauen in der Musikbranche. «Vorbilder sind sehr wichtig, wenn man immer nur Männer sieht, die etwas machen, fühlt man sich nicht angesprochen», erklärt Elia Meier von «Helvetia rockt».
Sie ist erfreut, dass der Frauenanteil an Schweizer Festivals höher ist als letztes Jahr. «Wir sehen gute Zahlen, es gibt sogar Festivals, die die 50-Prozent-Marke geknackt haben und hoffen, dass das in den nächsten Jahren so weitergeht», sagt Meier. Wichtig sei aber auch, wer hinter der Bühne und in der Festivalleitung sitze. Auch dort seien gemischte Teams wichtig, betont sie.
Bewusstsein gestiegen
Konkret heisst das am Gurtenfestival: die Leitung ist zu 100 Prozent männlich. Das gesamte Festival-Team besteht zu 40 Prozent aus Frauen. Für praktisch alle Festivals gilt: das Bewusstsein für die Thematik ist gestiegen.