Die Ziele der Zürcher Frauenzentrale für die Wahlen in zahlreichen Zürcher Gemeinden vom letzten Wochenende waren ehrgeizig: In jeder Gemeinde sollte mindestens eine Frau in die Exekutive gewählt werden. Ausserdem sollte der Frauenanteil in den Parlamenten und der Politik generell erhöht werden.
Dafür hatte die Frauenzentrale eigens ein Mentorinnen-Programm ins Leben gerufen, bei dem erfahrene Politikerinnen wie beispielsweise Priska Seiler Graf von der SP oder Nina Fehr Düsel von der SVP unerfahrene Politikerinnen im Wahlkampf unterstützten.
Ziel der Frauenzentrale verfehlt
Doch wie sich nun nach dem Auswerten der Wahlergebnisse aus den 147 Zürcher Gemeinden zeigt, hat die Frauenzentrale Zürich ihr Ziel verfehlt. «Es sind immer noch mindestens sieben Gemeinden, die in reiner Männerhand sind», sagt die Präsidentin der Frauenzentrale Zürich, die Mitte-Politikerin Rosmarie Quadranti. «Das ist eine Zahl, die mir überhaupt nicht gefällt.»
Quadranti selber konnte am Sonntag ihr politisches Comeback feiern, als sie in Illnau-Effretikon auf Kosten der SP für die Mitte einen Sitz im Stadtrat (Exekutive) eroberte. Neben ihr wurde auch Brigitte Röösli von der SP in die Gemeinderegierung gewählt.
«Ich bin enttäuscht, ich habe mir mehr erhofft»
Sie müsse zugeben, dass sie punkto Frauenquote enttäuscht über den Wahlausgang sei, so Quadranti weiter. «Die Zeit ist reif, man weiss, dass ausgewogene Gremien einfach besser arbeiten», so die 64-jährige Politikerin. Solange nicht in allen Gremien mindestens ein Drittel Frauen Einsitz nähmen, könne sie nicht zufrieden sein.
Es sei schon ein wenig frustrierend, daran immer noch arbeiten zu müssen. Man müsse aber weiterfahren mit den Bemühungen, die Frauenquote in der Politik zu erhöhen. Das brauche wohl auch Geduld – immerhin zeige die Kurve in die richtige Richtung. Vor allem in kleineren, ländlichen Gemeinden sei es schwierig, den Frauenanteil in der Politik zu erhöhen, so Quadranti. «Immerhin hat das den Vorteil, dass man weiss, worauf man sich künftig konzentrieren muss.»
Zu einer Überraschung kam es indes in der Stadt Uster. Die drittgrösste Stadt des Kantons Zürich wählte fünf Frauen in die siebenköpfige Regierung, die dort nun eine deutliche Mehrheit stellen.
Mentoring-Programm wird weitergeführt
Woran es genau lag, dass die Ziele der Frauenzentrale verfehlt wurden, weiss Quadranti nicht. Auf jeden Fall werde man das Mentoring-Programm für Jungpolitikerinnen weiterführen. Gerade in ländlichen Gemeinden, in denen es Frauen politisch tendenziell schwerer hätten, habe das Programm Wirkung gezeigt.
Zudem werde man künftig noch früher auf die Parteien zugehen und sie hinsichtlich Frauenförderung sensibilisieren. Ferner plant die Frauenzentrale, ihr Netzwerk zu stärken.