Zum Inhalt springen

Freiwillige Feuerwehr Westschweiz vernetzt Firmen und Feuerwehren für mehr Flexibilität

Freiwillige Feuerwehrleute direkt am Arbeitsplatz aufbieten: Ein neues Label in der Westschweiz könnte landesweit Schule machen.

Brände, Verkehrsunfälle, Überschwemmungen. In vielen Fällen ist die Schweiz auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen. Doch die Kantone haben immer weniger Personal. Um der freiwilligen Feuerwehr mehr Anerkennung zu geben, haben mehrere Westschweizer Kantone das Label «Arbeitgeber-Partner» entwickelt.

Mit Ausnahme von Genf wird das Label überall in der Romandie von Feuerwehrverbänden und Gebäudeversicherungen vorangetrieben. Im Kanton Neuenburg beispielsweise hat Philip Morris Products SA PMP das Label als erste Firma erhalten.

Die Idee: Unternehmen einbinden

Auf dem PMP-Werksgelände in der Nachbarschaft von Neuenburg eilt David Margot zum Feuerwehrlokal. Ein paar Treppenstufen später zieht er vor dem Spind Jacke und Helm an. Bereit zum Ausrücken – das muss Margot sein als freiwilliger Feuerwehrmann bei Philip Morris. Denn eine permanente Betriebsfeuerwehr gibt es nicht.

David Margot.
Legende: David Margot engagiert sich seit dem 19. Lebensjahr auch an seinem Wohnort im Val-de-Travers in der freiwilligen Feuerwehr. SRF/Andreas Stüdli

Das Label bringt Pflichten mit sich für PMP. So müsse Margot, wenn immer möglich, für Einsätze ausrücken können, sagt Stéphane Schmid, Leiter der Feuerwehr auf dem Werksgelände: «Wir haben es mit seinem Arbeitgeber so organisiert, dass er für Einsätze abgerufen werden kann.»

Ziel: Kräfte auch regional aufbieten

Schmid weiss, wie wichtig solche Einsätze sind. Er wohnt im Dorf Les Bois in den jurassischen Freibergen, dort, wo Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider aufgewachsen ist. Wenn es mitten am Tag brenne, sei das schwierig für die Feuerwehr: «Viele arbeiten ausserorts. Oft sind nur ein paar Bauern präsent.»

Entsprechend einfacher wäre es laut Schmid, auch Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr aufzubieten, die in der Region arbeiten. So sind die Feuerwehren aber bislang nicht organisiert: Normalerweise werden nur Einsätze am Wohnort geleistet.

Viele Feuerwehrleute hören auf, wenn sie in einem anderen Kanton arbeiten.
Autor: Maxime Franchi Feuerwehrinspektor, Kanton Neuenburg

Mit dem Feuerwehrlabel soll sich das ändern, sagt Oberstleutnant Maxime Franchi, der kantonale Neuenburger Feuerwehrinspektor: «Die Menschen sind immer mehr unterwegs. Wir könnten ein Gleichgewicht finden, wenn wir das an allen Orten nutzen würden. Denn viele Feuerwehrleute hören auf, wenn sie in einem anderen Kanton arbeiten.»

Maxime Franchi.
Legende: Der Feuerwehrinspektor des Kantons Neuenburg, Maxime Franchi, ist überzeugt, dass das Engagement der Firmen auch in der Bevölkerung geschätzt wird. SRF/Andreas Stüdli

Das Label «Arbeitgeber-Partner» gibt es seit dem letzten Herbst. Allein im Kanton Bern haben seither schon 13 Feuerwehren die Charta unterschrieben.

Stabilisierende Wirkung bestätigt

Diese Offensive für die Feuerwehr scheint also Wirkung zu zeigen. Denn im Gegensatz zum leichten Rückgang auf Schweizer Ebene konnte die Neuenburger Feuerwehr den Personalbestand stabilisieren. Das Label bedeute für die Unternehmen aber auch Werbung: «Viele finden es gut, wenn Firmen die Feuerwehr unterstützen. Es ist ähnlich wie bei einem Öko-Label oder dem Label eines Ausbildungsbetriebs.»

Mitte April wurde das neue Label allen kantonalen Feuerwehrverbänden vorgestellt. Mehrere Deutschschweizer Kantone haben sich interessiert gezeigt. Die Schweiz brauche Feuerwehrleute, betonte Franchi zum Abschluss der Runde der Feuerwehrleute auf dem PMP-Werksareal: «Bewahren Sie diesen Geist, wir sind auf Sie angewiesen.»

Rendez-vous, 21.04.2023, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel