Ein neuer Frühlingsevent in der Messe Basel, das weckt Erinnerungen an die legendäre Mustermesse Basel alias Muba: Mit bis zu einer Million Eintritten innert zwei Wochen zählte diese einst grösste Schweizer Publikumsmesse. Doch die Muba ist Geschichte.
Nach erfolglosen Konzeptänderungen hatte die Muba 2019 definitiv ihre Tore geschlossen. Just vor der Pandemie, mit zuletzt noch gut 120'000 Eintritten. Das Messekonzept schien überholt, da Firmen online ihre Produkte und Dienstleistungen jederzeit unters Volk bringen können, anstatt zu einem festen Zeitpunkt an einem Ort einen Stand aufzubauen.
Jetzt, vier Jahre später, wagt der Basler Messekonzern MCH einen neuen Anlauf mit der «Spring Basel» mit Fokus auf Erlebnis, namentlich Musik und Gastronomie.
Der Auftakt ist bescheiden mit 100 Ausstellenden, fünf Tagen Dauer und 18'000 Quadratmetern.
Messe Schweiz in US-Händen
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Am Basler Messekonzern MCH Group ist der Stadtkanton, der das Unternehmen 1916 gestartet hatte, nur noch Minderheitsaktionär mit 37,5 Prozent der Anteile. Federführend ist seit 2020 die US-Firma Lupa des Unternehmers James Murdoch (Sohn des Medien-Tycoons Rupert Murdoch) mit heute 38,5 Prozent. Kanton und Stadt Zürich halten noch 1,5 Prozent des Kapitals - die Zürcher Messe gehört zur MCH. Diese ist nach eigenen Angaben eine der zehn umsatzstärksten Messegesellschaften weltweit.
Schon bevor die MCH mit der Pandemie vollends ins Schlingern geriet, stand die langjährige Cash-Cow «Baselworld», die frühere Uhren- und Schmuckmesse, zunehmend unter Druck, weil namhafte Aussteller absprangen. Die 2019 letztmals durchgeführte «Baselworld» war wie diverse Fachmessen ursprünglich Teil der Muba gewesen und angesichts ihres Potenzials ausgelagert worden – die Muba betitelte sich zur Jahrtausendwende denn auch selber als «Mutter aller Messen». Dieses Prinzip trug indes auch zum Ausbluten der Muba bei.
Der lange enorme Erfolg der Uhrenmesse sowie auch der Kunstmesse Art hatte eine Kehrseite: Er verlockte Hotels und Restaurants temporär zu unverschämten Preisen und führte auch zu einer immer üppigeren und gediegeneren Messeinfrastruktur mit entsprechenden Kosten.
Kulinarisch setzt die «Spring» auf leibliche Genüsse wie etwa Weine aus dem Dreiländereck oder regionale Biere. Daneben verspricht ein Möbel-Markt mit regionalen Handwerksbetrieben Wohnkomfort zum Anfassen. Primär wird also in der Halle geboten, was online nicht gleich sinnlich erlebbar ist.
Konsequenterweise wirbt die «Spring» nicht mit dem Begriff Messe, sondern stellt sich selbst als Festival dar. Das Zielpublikum ist klar regional, wurden doch die Öffnungszeiten bis in den Abend verschoben, ausgerichtet auf Feierabend-Gäste.
Messen in Bern, Luzern und St. Gallen erfolgreich
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Nicht alle grossen Schweizer Publikumsmessen sind verschwunden wie die Muba, die Zürcher Züspa und der Lausanner Comptoir Suisse. Andernorts blühen traditionelle grosse Schauen auf. So haben die Berner BEA, die Luzerner Luga und die St. Galler OLMA 2022 Andrang wie vor Corona verzeichnet. Offen ist, ob dieser Erfolg anhält oder einem einmaligen Nachholbedürfnis wegen der Pandemie-Einschränkungen zu verdanken ist.
Im Messen-Vergleich ist dieser Ansatz eines regionalen Treffpunkts kein Novum, sondern teils Erfolgsrezept, so etwa in St. Gallen. In Basel spricht damit erstmals seit dem Aus für die Muba wieder eine Messe die Menschen vor Ort an - die anderen Messen am Rheinknie haben eher nationales und internationales Fachpublikum im Visier.
Passend dazu kooperiert die «Spring» für seine Live-Konzerte auf kleiner Bühne denn auch mit regionalen Musikveranstaltern. Auch die Gästeliste der täglichen Talk-Termine der Muba-Nachfolgerin ziert primär lokale Prominenz.
«Wir hatten am Anfang eine Idee, einen Ort zu schaffen, wo man sich im Frühling trifft – das tun wir schon seit hundert Jahren», erklärt MCH-Chef Roman Imgrüth. Das breite Bedürfnis für einen Anlass wie die «Spring» sei in Basel offensichtlich gewesen. «Aber die Umsetzung ist natürlich eine Herausforderung».
Will man die ganze Infrastruktur hier rechtfertigen, dann muss man solche Messen aufbauen
Das erste Echo auf das neue Angebot ist verhalten. So freut sich GLP-Grossrat David Wüest-Rudin zwar, dass die Messehallen belebt werden. Aber im Rückblick sei
ärgerlich, dass MCH die Muba habe sterben lassen und sie habe nicht transformieren können. Als Finanzpolitiker verweist er auf brachliegende Investitionen auch des Kantons: «Wenn man die ganze Infrastruktur hier rechtfertigen will, dann muss man fast solche Messen wieder aufbauen.»
Fast gleichzeitig zur «Spring» in Basel findet übrigens bloss rund zehn Kilometer entfernt in der badischen Nachbarstadt Lörrach eine «Regio-Messe» statt. Dort buhlen 500 Ausstellende auf 30'000 Quadratmetern mit ähnlichen Themen um Aufmerksamkeit.
12'000 Besuchende bei Erstausgabe
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Nach dem Türschluss der ersten Ausgabe der «Spring Basel» vom Sonntag zieht die Messeleitung eine positive Bilanz: Mit gut 12'000 Besuchenden liege man im Rahmen der Erwartungen, und die Resonanz sei bei Ausstellenden wie Gästen gut gewesen.
Mit rund hundert Ausstellenden und 30 auftretenden Künstlerinnen und Künstlern sei der Rahmen bewusst klein gewesen. «Wir haben nun einen Startschuss gemacht für Gespräche mit unseren Anspruchsgruppen», erklärt Spring-Leiterin Nadia Bachorski. «Wir wissen, wir haben ganz klar Luft nach oben.» Man entwickle nun das Format für die nächste Ausgabe im 2024 weiter.
Regionaljournal Basel, 22. März 2023, 17:30 Uhr
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