Das Wichtigste in Kürze
- Die Aufmachung vieler Homepages führt Konsumenten in die Irre. Trotz Schweizer Fahne, Schweizer Webadresse oder Telefonnummer, liefern Shops Waren nicht aus der Schweiz an.
- Neben langen Lieferwegen und Verzögerungen fallen dafür auch Gebühren für die Verzollung an, wenn der Warenwert inklusive Versandkosten über 65 Franken liegt.
- «Kassensturz» gibt Tipps, wie Konsumenten sichergehen können, dass sie nicht in die Verzollungsfalle tappen: Das Impressum prüfen und im Zweifelsfall nachfragen
Jacqueline Sallenbach ärgert sich noch heute. «Hätte ich gewusst, dass diese T-Shirts aus Deutschland kommen, hätte ich sie nicht bestellt.» Sie suchte eine Internetseite, auf der sie T-Shirts mit eigenem Aufdruck kreieren kann. So findet sie das Angebot «Shirt-gestalten punkt CH». Die Webseite wirbt prominent mit Schweizer Fahne, die Preise für die T-Shirts sind in Schweizer Franken angegeben.
In gutem Glauben, dass es sich um eine Schweizer Firma handelt, bestellt sie die Shirts. Jacqueline Sallenbach bezahlt 124 Franken mit der Kreditkarte.
Bei der Lieferung folgt die böse Überraschung: Die Post verlangt noch Zollgebühren in der Höhe von 26.15 Franken. Denn die Shirts kommen aus Deutschland.
Irreführung mit Swissness
Es gibt immer mehr Online-Shops und viele werben mit Swissness, sie haben eine eigene Schweizerseite, mit .ch-Domain und geben die Preise in Schweizer Franken an.
Wie im Fall von Jacqueline Sallenbach ist es für Kunden oftmals schwer herauszufinden, ob es sich dabei auch wirklich um eine Schweizer Firma handelt oder ob die Ware aus dem Ausland geliefert wird und Zollgebühren anfallen. Zumal viele Shops ihren Sitz im Ausland haben.
Viele Onlineshops übernehmen Zollkosten
So hat Zalando eine Schweizer Seite, auch andere internationale Marken wie beispielsweise Esprit und der französische Schuh- und Lederhändler Sarenza. Sie schreiben alle auf Anfrage, dass sie die Zollgebühren für die Kunden übernehmen würden. Auch der Fahrradshop Bikester und Bergzeit.ch, beides Firmen mit Sitz in Deutschland, bestätigen, dass sie die Zollgebühren selber tragen und nicht auf Kunden abwälzen würden. PKW-Teile.ch, ein Händler für Autoersatzteile mit Sitz in Berlin, hat auf der Schweizer Homepage zumindest einen Hinweis zu allfälligen Zollgebühren.
.ch-Adresse ist nicht Schweizern vorbehalten
Patrick Kessler, Geschäftsführer des Verbands des Schweizerischen Versandhandels, sagt, er kenne das Problem. Das schade auch den echten Schweizer Online-Händlern. Er sagt: «Es gibt immer wieder Konsumenten, die sich bei unserer Ombudsstelle beschweren.» In Fällen, in denen er Missbrauch vermutet, macht Patrick Kessler beim Seco, dem Staatssekreatriat für Wirschaft, eine Anzeige.
Das Seco stellt klar: Nicht nur Schweizer, auch Personen und Firmen mit Sitz im Ausland können eine .ch-Domain erwerben. Doch für alle gilt: «...erfolgt der Versand aus dem Ausland, dann ist auf der Webseite leicht sichtbar und gut lesbar auf allfällige zusätzliche Kosten hinzuweisen. Ausserdem sind die Kosten zu beziffern, so dass die Konsumenten den zu erwartenden Betrag abschätzen können.»
Peter Buchmann, Digitalredaktor von Radio SRF1, kennt die Branche gut. Er bestätigt, dass es sehr schwierig zu erkennen ist, ob ein Online-Shop aus dem Ausland liefere oder tatsächlich in der Schweiz ist. Er rät: «Am besten schaut man, ob das Impressum stimmt. Es muss eine Adresse in der Schweiz aufweisen, die man überprüfen kann, mit Telefonnummer und Mailadresse. Und um ganz sicher zu sein, könne man den Shop kontaktieren und fragen, liefert ihr in der Schweiz und fallen zusätzliche Kosten an.
Jacqueline Sallenbach beschwerte sich beim Shirt-Shop. Dieser schreibt «Kassensturz», er habe seine Website Ende Jahr angepasst. Er weise Schweizer Kunden nun vor dem Kauf darauf hin, dass Zollgebühren anfallen würden.