«Dicht beieinander liegen die Gräber», sagt Kathrin Schäppi. Die Schaffhauser Kantonsarchäologin kniet in einer Grube. Und legt mit einem Spachtel eines der Gräber frei. «Diverse Knochen habe ich heute schon gefunden», sagt Schäppi.
Der Fundort ist eine Baustelle mitten in der Schaffhauser Altstadt. Während Sanierungsarbeiten haben Schäppi und ihr Team dort rund 50 Gräber entdeckt. Die Knochen dürften zu mindestens 60 Skeletten gehören.
Die Gräber sind Überbleibsel eines mittelalterlichen Friedhofes. Er gehörte zum einstigen Barfüsserkloster, das vor rund 800 Jahren erbaut wurde. «Wir wussten bisher nicht viel über den Friedhof», sagt Kantonsarchäologin Kathrin Schäppi. «So war unklar, wie dicht die Gräber sind oder wer darin begraben ist.» Die Knochenfunde würden hier wichtige Erkenntnisse liefern.
Wie gross war der Tote?
Schon jetzt steht fest, dass nicht die Mönche auf dem Klosterfriedhof beerdigt sind. Sondern die mittelalterliche Bevölkerung aus der Stadt Schaffhausen. Schäppi spricht deshalb von einem «Laienfriedhof».
«Jeder einzelne Skelettfund gibt Aufschluss über die individuelle Lebensgeschichte. Aber auch die damaligen Lebensumstände werden deutlicher», sagt Schäppi.
Die menschlichen Überreste werden nun geborgen. Das dauert rund zwei Wochen. Anschliessend werden sie von einer Anthropologin untersucht. Sie kann anhand der Knochen sagen, welches Geschlecht oder welche Grösse die Verstorbenen hatten. Gelagert werden die Skelette schliesslich in einem anthropologischen Lager in Basel.
Zwei Skelette auf Walliser Gletschern gefunden
Erst kürzlich sorgte der Fund von menschlichen Überresten schweizweit für Aufsehen: Walliser Gletscher in der Nähe von Saas-Fee und Zermatt gaben diesen Sommer zwei Skelette frei.
Der Gletscherschwund brachte die Überreste ans Tageslicht. Bergsteiger stiessen darauf. Anfangs August entdeckte zudem ein Bergführer auf dem Aletschgletscher Teile eines Flugzeuges. Es war 1968 abgestürzt. Drei Menschen kamen ums Leben.
Diese Funde geben zu reden
Einen Sensationsfund der anderen Art machten jüngst Archäologinnen und Archäologen im Luzerner Seebecken: Sie fanden Spuren eines Dorfes aus der Bronzezeit. Die Pfahlbauten beweisen, dass die Stadt Luzern 1800 Jahre älter ist als bisher angenommen.
«Jeder Fund ist wieder spannend»
Handelt es sich bei den Schaffhauser Gräbern also auch um eine spektakuläre Entdeckung? Kathrin Schäppi winkt ab und spricht von einer «Normalsituation»: In den letzten Jahren habe es viele solcher Funde gegeben.
Dennoch sei jede Entdeckung von Bedeutung. «Jeder Fund ist wieder spannend und bietet uns einen Einblick in eine neue Zeitepoche», sagt Schäppi. Archäologie zu dokumentieren, zu bergen und zu retten, sei ihr Job.