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Funk für Polizei und Ambulanz Funkloch im Aargau? Noch gibt es Unterbrüche im Polizei-Funknetz

Das Schweizer Funknetz für Blaulichtorganisationen und Zivilschutz hat zum Teil Lücken, zum Beispiel im Aargau.

Polizei, Ambulanz oder Feuerwehr kommunizieren via Funknetz Polycom. Für die Bevölkerung ist das Funknetz dann relevant, wenn der Strom ausfällt. Bei einem Blackout ist irgendwann die Handybatterie leer. Man kann zum nächsten Notfalltreffpunkt, wo ein Zivilschützer via Polycom-Funk Polizei oder Ambulanz alarmiert. Nun zeigt sich: In diesem wichtigen Funknetz gibt es immer noch einzelne Lücken, zum Beispiel im Aargau.

Besonders wichtig für die Polizei

Das Polycom-Funknetz ist abhörsicher. Damit arbeiten Zivilschutz, Militär, Feuerwehren und Ambulanzen. Gemäss Bund nutzen täglich 55'000 Personen das Funknetz. Über 750 Antennen stehen im ganzen Land.

Polizist mit Funkgerät
Legende: Wenn im Notfall kein Funkempfang herrscht, sei das mühsam, heisst es bei der Aargauer Polizei. Keystone/Ennio Leanza

Am wichtigsten sei Polycom für die Polizei, sagt Bernhard Graser, Mediensprecher der Aargauer Kantonspolizei: «Es ist ein digitales Funksystem, abhörsicher von aussen. Im Einsatz können alle Beteiligten reden und mithören. Bei einer Fahndung oder einer Situation, die eskaliert, muss es rasch gehen.» Ein Knopfdruck genügt, ohne Anwählen einer Nummer.

Alleine im Aargau stehen dazu 21 Funkantennen. Es fehlt aber je eine in den Regionen Zofingen und Rudolfstetten.

Das Funkloch in der Region Zofingen bestehe schon lange, so Graser: «Im Boowald-Gebiet haben wir seit jeher notorisch schlechten Funkempfang. Man hatte ab 2003 gehofft, dass die umliegenden Kantone eine Antenne aufstellen und das Funkloch beheben. Das ist nicht passiert, deshalb müssen wir im Aargau jetzt nachrüsten.»

Was, wenn der Strom länger ausfällt?

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Für die Polycom-Stationen braucht es gemäss Bundesvorschrift ein Notstrom-Aggregat. Das muss den Betrieb 72 Stunden lang sicherstellen. So soll das Funknetz auch bei einem längeren Stromausfall für Notfälle bereitstehen.

Derzeit liegt das Baugesuch für eine Funkantenne in Murgenthal AG auf. Auch in der Region Rudolfstetten AG soll eine Antenne errichtet werden. Denn auch hier gibt es Verbindungsprobleme im Funknetz.

Verbindungsprobleme sind mühsam. Manchmal geht es um Sekunden.
Autor: Bernhard Graser Mediensprecher Aargauer Kantonspolizei

Ein Loch im Funknetz kann Folgen haben: «Abgehackter Empfang ist äusserst mühsam. Manchmal geht es bei der Polizeiarbeit um Sekunden. Deshalb muss jeder Quadratmeter im Kanton guten Funkempfang haben», so Graser von der Polizei weiter.

Teure Nachrüstung für die Kantone

Der Bund hatte entschieden, dass die Polycom-Netze schweizweit aufgerüstet werden, bis 2024 sollte das abgeschlossen sein. Total mussten 754 Antennen-Standorte erneuert werden. 90 wurden bereits in einer Pilotphase migriert, darunter die Antennen der Kantone Aargau, Bern, Uri, Tessin, Neuenburg, Waadt, Thurgau und Solothurn, heisst es auf der Website des Bundes.

Viele Kantone mussten mehr investieren als geplant, weil die Lieferfirma nachträglich mehr Geld für den jährlichen Betrieb verlangt hatte. Modern ist das Funknetz jetzt also, aber nicht ganz überall flächendeckend.

99 Prozent abgedeckt

Für den Aufbau und Betrieb der Sender sind gemäss Bund die Kantone verantwortlich. «Aktuell deckt Polycom rund 99 Prozent der Fläche der Schweiz ab, was wesentlich besser ist als die Funkabdeckung der Mobilfunknetzbetreiber, welche die besiedelte Fläche im Fokus haben», heisst es beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS auf Anfrage von SRF. Das Amt schaut mit den Kantonen, wo Anpassungen von Sendestandorten gemacht werden müssen.

Bei der Berner Kantonspolizei zum Beispiel sind keine Projekte geplant für zusätzliche Netzabdeckung, heisst es auf Anfrage. Wenn, dann habe man nur im Hochgebirge Lücken im Funknetz. Auch im Kanton Zürich seien keine Funklöcher oder entsprechende Projekte bekannt, heisst es auf Anfrage.

Im Aargau jedenfalls werden nun letzte Funklöcher geschlossen, damit der Funkkontakt nicht mehr unterbrochen wird. Weder im Notfall noch im Alltag.

Deshalb funktionierte Polycom im Wallis nicht

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An Ostern gab es grosse Schneefälle im Wallis. Gerade zu diesem Zeitpunkt fiel das Blaulichtsystem Polycom aus, SRF hat berichtet.

Ursache des Ausfalls von Strom-, Mobilfunk- und schliesslich auch Polycom-Netz war zunächst der viele Schnee. Er liess Bäume umknicken, die auf Hochspannungsmasten fielen. Ohne den Strom funktionieren die Polycom-Antennen nicht.

Zwar sind diese für den Fall eines Unterbruchs des Stromnetzes mit Batterien ausgestattet, die Laufzeit dieser Akkus beträgt aber oft nur wenige Stunden. Danach sorgen Diesel- oder Benzingeneratoren für den Weiterbetrieb. Der Zivilschutz muss diese jedoch alle paar Stunden mit neuem Treibstoff versorgen. Dies war letzte Woche in Saas-Grund teilweise nicht möglich, da sowohl die Strassen als auch der Luftweg wegen des Unwetters unpassierbar waren.

Grosse Batterien nötig

Um den ständigen Betrieb des Systems zu gewährleisten, bräuchte es beispielsweise die Installation von grösseren Batterien. Die leistungsfähigsten Modelle hierbei halten bis zu drei Tage. Die Walliser Polizei liess aber bereits durchblicken, dass dies sehr teuer wäre. Zu teuer, um ein eher selten auftretendes Ereignis zu verhindern.

Das zuständige Bundesamt untersucht die Vorfälle.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 16.5.2025, 6:31 Uhr ; 

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