Maschgenkammbahnen gegen Prodkammbahnen – Quarten gegen Flums – sie waren harte Konkurrenten, nach der Eröffnung vor über 70 Jahren. Sogar wegen des Schnees gab es Neid.
Sie haben sich gegenseitig sogar den Schnee gestohlen.
Verwaltungsratspräsident Guido Mätzler erzählt, man habe sich gegenseitig sogar den Schnee gestohlen. Der Bad Ragazer hat während der vergangenen knapp 20 Jahre die beiden eigenständigen Aktiengesellschaften je als Verwaltungsratspräsident geführt – im Hintergrund der gemeinsamen Betriebsgesellschaft Bergbahnen Flumserberg. Heute steht der 71-Jährige an der Spitze des Verwaltungsrats der fusionierten Bergbahnen Flumserberg AG. Er gilt als Vater der Fusion.
Seit 40 Jahren verbunden
Die erste Bahn ins Skigebiet wurde 1945 gebaut. Quarten hat das Gebiet mit einem sogenannten Gurtenlift erschlossen. Später wurde hier die Maschgenkammbahn gebaut. Auf der anderen Seite des Berges bauten die Flumser die Prodkammbahnen, um ins Skigebiet zu gelangen.
Obwohl die beiden Skigebiete vor 40 Jahren mit einem 2-er-Sessellift mechanisch verbunden worden waren, existierten in den Köpfen immer noch zwei Skigebiete.
Die Flumserin Katja Wildhaber, heute Mitglied der Geschäftsleitung der Bergbahnen, erinnert sich an ihre Primarschulzeit. Anfang der 90er-Jahre kaufte sie mit ihrem Vater an einem Sonntag ein «teures Ticket» und durfte auf die «andere Seite rüber zur Konkurrenz» auf die Pisten. «Schattig und eisig ist es auf der Quartner Seite», so habe sie damals daheim berichtet und sei fortan wieder im eigenen Gebiet «auf der Flumser Seite» geblieben.
Einmal leisteten wir uns das teure Ticket und gingen rüber zur Konkurrenz.
Mit den Vorurteilen und Ressentiments hat man 2001 das erste Mal aufgeräumt. Die beiden Bahnen gründeten eine gemeinsame Betriebsgesellschaft und liefen fortan unter einem Namen. Die Bahnen blieben jedoch eigenständige, im Hintergrund agierende Aktiengesellschaften.
2004 wurde Guido Mätzler Präsident der Prodkammbahnen und wenige Jahre später wählten ihn auch die Aktionäre der Maschgenkammbahnen zu ihrem Verwaltungsratspräsidenten. Mit Verhandlungsgeschick und Geduld trieb er die Fusion der beiden Bahnen voran. Ob gestritten worden sei? Dazu sagt Mätzler: «Das Schlechteste für unser Gebiet ist der interne Reibungsverlust und den konnten wir ausschalten.»
Was ist wichtiger, Herz oder Lunge?
Dem 71-jährigen Juristen ist die Erleichterung jetzt ins Gesicht geschrieben und die Befriedigung über den erreichten Zusammenschluss gross. «Es war immer klar, dass wir zusammen stärker sind», sagt Guido Mätzler bescheiden. Der Schlüssel sei wohl die Frage gewesen, «ob das Herz oder die Lunge wichtiger sei».
Am Samstag ist die historische Generalversammlung der Bergbahnen Flumserberg, in der alle Aktionärinnen und Aktionäre erstmals gemeinsam im gleichen Saal sitzen und über einen Geschäftsbericht und einen Jahresabschluss und damit auch über die Zukunft ihrer Bahnen bestimmen.