Kommende Woche geht es los mit der Fussball-Europameisterschaft 2020, die wegen der Corona-Pandemie auf das Jahr 2021 verschoben wurde. Veranstalter von Public Viewings haben mit den neusten Lockerungen etwas Spielraum erhalten: In Innenräumen sind 100 Personen erlaubt, draussen 300. Zu grossen Volksfesten wie bei vergangenen Europa- oder Weltmeisterschaften wird es wohl aber nicht kommen.
Für viele Veranstalter ist das finanzielle Risiko zu gross – und vor allem die Vorbereitungszeit zu kurz. «Uns blutet das Herz», sagt Fabian Duss, Geschäftsführer der Maag Music & Arts AG, die auf dem Maag-Areal in Zürich jeweils ein grosses Public Viewing organisiert. Diesmal hat Duss es abgesagt. Zu knapp war die Zeit, um noch etwas auf die Beine zu stellen.
Voller Emotionen: Erinnerungen an vergangene Public Viewings
Dazu kommt: Die Corona-Vorschriften würden die Gäste zu stark einschränken, sagt Edi Baumann von der EM-Arena in Uster, bei der sich früher jeweils rund 2500 Leute trafen: «Jeder muss registriert werden, an seinem Tisch bleiben und darf niemanden berühren, auch wenn es ein Goal gibt. Das gibt nicht die Stimmung, die wir brauchen.» So wird es auch die EM-Arena nicht geben.
Public Viewing dank Pilotversuch?
«Das traditionelle Public Viewing in Arbon am See ist nicht durchführbar», sagt auch Urs Brülisauer, Leiter Events Radio FM1. Der Anlass hat jeweils bis zu 4000 Fussballfans an den Bodensee gelockt. Ein Event mit nur 300 Leuten lohne sich nicht. Allerdings haben die Veranstalter beim Kanton ein Gesuch für ein Public Viewing im alten Fussballstadion Espenmoos in St. Gallen eingereicht. Im Rahmen von Pilotevents sollen 1000 Fans die Spiele der Nati über Leinwand verfolgen können. Die Bewilligung steht noch aus.
Auch in Luzern gibt es keine Public Viewings, zumindest keine auf öffentlichem Grund. Die Stadt bewilligt seit der WM 2016 zwar jeweils bis zu sechs Standorte für Grossleinwände. Dieses Jahr sind aber nur zwei Gesuche eingegangen – beide wurden wieder zurückgezogen. «Die Umsetzung der Schutzmassnahmen hätte die Organisatoren überfordert», sagt Mario Lütholf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen.
Andere lassen sich nicht beirren
Kleinere Veranstalter setzen trotz Einschränkungen auf Public Viewings. Im Konzert- und Kulturlokal Bierhübeli in Bern etwa wird man drinnen und draussen Fussball schauen können.
Es soll trotz Corona-Bestimmungen so sein, wie es immer war.
In Basel plant die Bar Du Nord wie in den letzten Jahren ein Public Viewing. Das soll «trotz Corona-Bestimmungen so sein, wie es immer war», heisst es auf der Webseite. «Wir dürfen an 4-er Tischen konsumieren und mitfiebern.»
In Solothurn haben die Veranstalter der Public-Viewing-Arena mit 2000 Plätzen ebenfalls noch nicht aufgegeben. Sie wollen bis Ende Woche entscheiden, ob es eine grössere Sache geben wird, heisst es auf Anfrage.
Chance für Gartenbeizen
Dass die grossen Veranstalter sich aus dem Rennen nehmen, spielt den Restaurants in die Karten – auf der Terrasse oder in der Beiz ist Fussball schauen möglich. So schwenken auch die Veranstalter in Uster oder dem Maag-Areal in Zürich auf eine Art «Public Viewing light» um und wollen mit Gartenbeizen zusammenarbeiten.
Auch viele Restaurants wollen die Chance packen. «Wenn König Fussball an die Türe klopft, sagt man ungern: Wir machen nichts», sagt Stefan Tamo von der Wirtschaft Ziegelhütte in Zürich-Schwamendingen.
So dürften Fussballfans die EM-Partien auch dieses Jahr in Public Viewings verfolgen können – einfach in kleinerem Rahmen.