Im Fussball, im Handball und auch im Basketball fehlen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter an allen Ecken und Enden. Vor allem in den unteren Ligen gibt es nicht genügend Personen, die in ihrer Freizeit ein Spiel pfeifen.
Deswegen mussten bereits Spiele abgesagt werden. Die Verbände behelfen sich mit Massnahmen oder denken ans Professionalisieren.
Die Pandemie als Scheideweg
Gerade die Corona-Krise hat das Problem verschärft – wie in vielen anderen Berufen und Branchen hätten auch beim Zürcher Fussballverband während der Pandemie viele die Pfeife an den Nagel gehängt, sagt Andreas Baumann, Leiter der Abteilung Schiedsrichter: «Der Schiedsrichtermangel ist nicht nur in der Region Zürich sehr akut, sondern schweiz- und teils europaweit.» Das Problem habe sich in der letzten Zeit akzentuiert.
Anfänglich habe er nicht gedacht, dass die Pandemie eine derart grosse Auswirkung habe auf den Bestand an Unparteiischen. Doch die Zahl sei von rund 740 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern im Jahr 2019 auf aktuell rund 680 geschrumpft.
«Idealerweise bräuchten wir aber rund 800 – von dem her fehlen uns doch mindestens 120 Schiedsrichterinnen oder Schiedsrichter», fügt Andreas Baumann hinzu.
Der Druck auf die Unparteiischen hat zugenommen
Den Grund sieht Baumann mitunter im fehlenden Respekt: Zuschauer, die sich ihnen gegenüber unkorrekt verhalten, Spielerinnen und Spieler, die unzufrieden sind. Allgemein nehme der Druck auf die Unparteiischen zu.
Hinzu komme, dass viele Schiedsrichter jung und in Ausbildung seien und dann im Verlauf der Zeit sich lieber auf die Hauptbetätigung konzentrierten, als sich auf dem Spielfeld diskreditieren zu lassen.
Einen Schiedsrichtermangel gibt es aber nicht nur im Fussball – auch Handball ist davon betroffen. Bruno Künzle, Präsident des Zürcher Handballverbands, sucht händeringend nach Verstärkung: «Es ist leider eine generelle Entwicklung – in den letzten 15 Jahren hat der Bestand schätzungsweise um ein Viertel abgenommen». Und auch hier gelte: Nicht nur Zürich ist betroffen – das Problem besteht schweizweit.
Problem soll entschärft werden
Mithin komme es vereinzelt zu kurzfristigen Spielverschiebungen, wenn keine passende Person gefunden werde. Und im Basketball kam es bereits zu etlichen Spiel-Absagen, da keine Schiedsrichter vorhanden waren. Dem Nachwuchs falle es schwer, in das Schiedsrichterthema hineinzuwachsen, sagt Wilhelm Pfeifer, Geschäftsführer des Nordostschweizer Basketballverbandes «ProBasket».
Um das Problem zu entschärfen, kümmere man sich um die Schiedsrichter und stelle das Thema Respekt in den Vordergrund. Sie überlegten sich auch, professionelle Unparteiische anzustellen. Das würde aber die Kosten für den Breitensport stark erhöhen. Immerhin könnte man die gewünschte Anzahl Spiele sicherstellen.
Massnahmen überlegen sich auch die Verbände der anderen Sportarten. Im Handball wurde die Ausbildung vereinfacht und flexibler gestaltet. Ausserdem trügen die Schiedsrichter-Aspiranten Trikots mit dem Aufdruck «Respect Beginners». Dies soll dem Publikum und den Teams signalisieren, dass hier noch eine Schiedsrichterin oder ein Schiedsrichter in der Ausbildung sei.