Zum Inhalt springen

Fussball-Prozess Nach Freispruch für Blatter und Platini: Berufung eingelegt

  • Die Bundesanwaltschaft will den Freispruch für die beiden früheren Fussball-Spitzenfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini nicht hinnehmen.
  • Sie hat Berufung eingelegt und verlangt die Aufhebung des erstinstanzlichen Urteils. Das hat die Bundesanwaltschaft gegenüber SRF bestätigt.
  • Ein neues Verfahren vor der Berufungskammer könnte im kommenden Jahr stattfinden.

Blatter (86), früherer langjähriger Präsident des Weltverbands Fifa, und Platini (67), Ex-Chef der Europäischen Fussball-Union Uefa, waren Anfang Juli vom Bundesstrafgericht in Bellinzona vom Vorwurf des Betrugs und der Urkundenfälschung freigesprochen worden.

Der Schweizer Blatter war zudem wegen Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung angeklagt, der Franzose Platini wegen Beihilfe dazu. Das Schweizer Bundesstrafgericht befand damals, dass ein Betrug «nicht mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit nachgewiesen» wurde.

«Unangenehme Situation» für Blatter und Platini

Box aufklappen Box zuklappen
Plattini umringt von Journalisten.
Legende: Der Freispruch für Platini (Bild) und Blatter ist nicht rechtskräftig – den beiden droht weiter eine Verurteilung. Keystone/Alessandro Crinari

Die auf Wirtschaftsstrafrecht spezialisierte Juristin Monika Roth ist nicht erstaunt, dass die Bundesanwaltschaft nun tatsächlich in Berufung geht. «Angesichts der Bekanntheit des Falles und der grundsätzlichen Fragen zur Zahlung der zwei Millionen Franken kommt der Schritt nicht überraschend», sagt sie gegenüber SRF News. Die BA habe das jetzt schriftlich vorliegende Urteil studiert und sei mit der Würdigung der Indizien und Beweise des Gerichts nicht einverstanden.

Dieses hatte «in dubio pro reo», also im Zweifel für den Angeklagten, geurteilt. «Es ist eine Frage der Beweiswürdigung – und in Berufung zu gehen, ist das gute Recht der Bundesanwaltschaft», sagt Roth. Für Blatter und Platini sei das eine unangenehme Situation: «Der Freispruch durch das Bundesstrafgericht ist nicht rechtskräftig geworden.» Zudem bedeute die Berufung neue Arbeit für ihre Anwälte und damit auch neue Kosten.

Konkret ging es um zwei Millionen Schweizer Franken plus gut 230'000 Franken an Sozialversicherungsbeiträgen. Diese Summen flossen im Jahr 2011 von der Fifa an den damaligen Uefa-Chef Platini, Blatter sprach von einem «Gentlemen's Agreement» für Platinis Beratertätigkeit.

Blatter und Platini beteuerten ihre Unschuld

Die Staatsanwaltschaft hatte im Juli in ihrem Plädoyer jeweils eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten gefordert. Die Ex-Funktionäre beteuerten vor Gericht ihre Unschuld.

Die Ermittlungen in dem Fall hatten dazu geführt, dass Blatter sowie Platini von der Fifa-Ethikkommission 2015 für jeweils acht Jahre gesperrt wurden. Zwar wurden die Sperren später reduziert, Platinis angestrebter Aufstieg zum Nachfolger Blatters an der Fifa-Spitze war dennoch gescheitert.

SRF 4 News, 20.10.2022 05:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel