Euphorisch liegen sich die Spieler in den Armen. Sie tanzen, singen und bejubeln zusammen mit Fans und Funktionären ihre aussergewöhnliche Leistung. Dem FC Baden ist an diesem 20. Mai ein Kunststück gelungen, das es im Schweizer Fussball zuvor wohl noch nie so gegeben hat.
Es ist fantastisch, schon fast ein bisschen kitschig. Einfach nur geil.
Der FC Baden steigt zwei Saisons hintereinander eine Liga auf. Letztes Jahr schaffte die Mannschaft den Sprung von der 1. Liga in die Promotion League, die dritthöchste Liga im Schweizer Fussball. Und nun gelingt – ziemlich überraschend – der Aufstieg in die Challenge League. Vom Amateurfussball mit Provinzcharakter auf die nationale Fussballbühne in nur zwei Jahren.
Luca Ladner, langjähriger Captain des FC Baden, kann es kaum glauben. Zwar hat der Club im zweitletzten Saisonspiel klar verloren. Gegen die U21-Auswahl der Berner Young Boys kassierte Baden ein 0:3. Trotzdem ist Ladner mit seinen Teamkollegen jetzt im Freudentaumel: «Es ist fantastisch, schon fast ein bisschen kitschig und einfach nur geil.» Weil im Parallelspiel der SC Brühl gegen Rapperswil-Jona verloren hat, kann der FC Baden nicht mehr vom Aufstiegsplatz verdrängt werden.
Nach der sportlichen Entscheidung musste Baden allerdings noch etwas zittern. Die Lizenz der Swiss Football League (SFL) für die zweithöchste Liga stand noch aus. Für einen Club, der gerade noch auf Amateurstufe gespielt hat, ist die Lizenz keine Selbstverständlichkeit. Vor allem wegen der Infrastruktur im Stadion.
In der ersten Runde hatte die Liga das Gesuch noch abgelehnt, unter anderem genügt die Beleuchtung im Badener Stadion Esp den Anforderungen für TV-Übertragungen nicht. Die Vereinsführung legte Rekurs ein, präsentierte ein Ausbauprojekt und der Stadtrat von Baden sprach rund eine Million Franken als dringende Vorfinanzierung.
Am Freitag nun entschied die SFL definitiv: Der FC Baden erhält die Lizenz für die Challenge League. Das Märchen ist perfekt, der FC Baden kehrt nach 17 Jahren im Regionalfussball auf die nationale Bühne zurück.
Nach dem positiven Entscheid kann der Verein jetzt also weiter planen. Doch das ist mit grossen Herausforderungen verbunden. Der Schritt von der Promotion in die Challenge League ist der grösste Schritt im Schweizer Fussball. Es ist der Schritt vom Amateur- in den Profisport.
Diese Chance kommt nicht so schnell wieder, die müssen wir packen.
Trotz des Aufstiegs wird man beim FC Baden nicht sofort zum Proficlub wie die meisten Konkurrenten. Das sei auch gar nicht möglich, sagt Trainer Michael Winsauer: «Wir brauchen natürlich Verstärkung, wissen aber, dass wir nicht von heute auf morgen auf einen Profibetrieb umstellen können.»
Vereinspräsident Heinz Gassmann bestätigt, dass es viele Baustellen gibt: «Es ist vor allem eine Frage der Finanzen, wir haben uns ja nicht auf diesen schnellen Aufstieg eingestellt.» Neben neuen Spielern brauche es auch Verstärkung in der Vereinsführung, in Organisation und Marketing.
Gassmann hofft, dass durch den Aufstieg auch vermehrt Gewerbe und Unternehmen als Sponsoren für den Verein gewonnen werden können und dass mehr Publikum ins Stadion kommt. Immerhin sei die Region Baden ja der Wirtschaftsmotor im Kanton Aargau, es gebe hier genügend Potenzial.
Klar sei, dass der Verein diese märchenhafte Aufstiegsgelegenheit trotz aller Herausforderungen nun nutzen will: «Diese Chance kommt nicht so schnell wieder, die müssen wir packen.»