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Gastrobranche in der Krise Essen in Mini-Chalets statt im Fondue-Restaurant

In Solothurn war ein Gastronom in der Not erfinderisch: Die Gäste essen im kleinen Rahmen, separat, im Holzhäuschen.

Verschiedene Städte haben ihre Regeln für Restaurants gelockert. Einige haben beispielsweise die sonst verbotenen Heizpilze erlaubt, damit sich die Gäste auch vor den Restaurants aufhalten können und nicht frieren müssen. Andere Städte verzichten auf die Einnahmen durch die Bewirtschaftung der Gäste im Aussenbereich, darunter Aarau, Lenzburg oder Zofingen.

Noch weiter gehen jene, die es erlauben, für zwei oder drei Monate kleine Bauten vor dem Restaurant aufzustellen, ausnahmsweise ohne nötige Baubewilligung. Viele Wirtinnen und Wirte sind erfinderisch. Man kann in ausgedienten Seilbahnkabinen essen oder im Freien mit Decken. Temporäre Bauten wie Zelte oder Hütten sind auch in der Stadt Solothurn erlaubt. Ein Restaurantbetreiber nutzt diese Ausnahmebewilligung und hat in ein Chalet-Dorf investiert. Mit Erfolg.

Holzhütte
Legende: Alex Moser/SRF

Das Restaurant Pier 11 liegt beim Campingplatz in Solothurn, zirka 15 Minuten ausserhalb der Stadt an der Aare. Der Betrieb ist in der Wintersaison normalerweise gut gebucht. Die grosse Fondue-Hütte mit 60 oder 70 Plätzen ist gerade in der Weihnachtszeit gefragt. Nur: In der Coronakrise bleibt der Ansturm auch hier aus. Zudem wären mit den aktuellen Corona-Regeln nur 30 Personen im Restaurant erlaubt.

Restaurant
Legende: Das Pier 11 ist leer, dafür sind die Holz-Chalets gut besetzt. zvg/Pier 11

Deshalb hatte Christoph Burgherr, Pier-11-Betreiber und Ressortleiter des TCS Campingplatzes Solothurn, eine Idee. Er organisierte Holz-Häuschen, kleine Séparées, für ein Abendessen mit kleinem Risiko für eine Corona-Ansteckung. Im Holzhäuschen darf man nur in Vierergruppen essen.

Die Leute würden gar nicht kommen, wenn sie in einem warmen Raum mit 30 Personen essen müssten.
Autor: Christoph Burgherr Betreiber Pier 11

«Ich bin überzeugt, dass die Leute mit grosser Skepsis gekommen wären, wenn sie gewusst hätten, dass sie in einem warmen, grossen Raum mit 20, 30 Personen essen müssen», sagt Burgherr. Er ist froh, hat er umgestellt.

Gäste im Holzhaus
Legende: Alex Moser/SRF

Die sieben Solothurner Holzhäuschen bilden ein Chalet-Dorf. «Das sind ehemalige Weihnachtsstände. Wir haben die Klappe abgenommen und Fenster eingebaut», erklärt Restaurantchef Burgherr. Jedes Chalet ist individuell eingerichtet, mit alten Wanderschuhen, Holzskiern, etc.

Das Personal geht nur zu den Gästen ins Häuschen, wenn diese einen Wunsch haben. Dafür hat es eine Lichterschlange, welche die Gäste betätigen können. So signalisieren sie dem Restaurantpersonal, dass sie etwas bestellen möchten.

Für uns war wichtig, dass wir für uns sein können.
Autor: Familie isst im Chalet-Häuschen

Den Gästen scheint es wohl. Eine vierköpfige Familie aus der Region geniesst gerade das Essen in einem der Häuschen. «Für uns war wichtig, dass wir für uns sein können. Wir wollen nicht mit anderen Personen zusammen sein und so das Coronavirus erwischen», erklärt ein Familienmitglied gegenüber SRF.

Wir haben den Zeitgeist getroffen.
Autor: Christoph Burgherr Pier-11-Betreiber Solothurn

Für Restaurant-Betreiber Christoph Burgherr geht das Geschäftsmodell auf. Er hofft, dass er mit der Chalet-Idee das Wintergeschäft retten kann. Seine Häuschen sind jedenfalls an den Wochenenden bis Ende Jahr ausgebucht. Auf alle Tage gerechnet sei man zu 85 Prozent voll. Das sei erfreulich, habe er nämlich kaum Werbung gemacht für das Angebot, so Burgherr. «Wir haben bis zu 40 Anfragen per E-Mail pro Tag. Wir haben den Zeitgeist getroffen».

SRF-Korrespondent Andreas Stüdli über Situation in der Romandie

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Um die zweite Corona-Welle einzudämmen sind Restaurants und Bars in den Westschweizer Kantonen wieder geschlossen. Das stellt Wirtinnen und Wirte vor existentielle Probleme. Nun schlagen Betreiberinnen und Betreiber von Restaurants, Bistros und Bars Alarm. Mit dem Essensverkauf als Take-Away allein komme man nicht über die Runden.

Die Wirte in Lausanne zum Beispiel sind aufgrund der Krise in Not. Sie befürchten ein Sterben der Bistros. «Wer zahlt die Rechnung?», unter diesem Motto haben sich die Wirte versammelt, auf der Suche nach Lösungen.

Gerade Wirte im Kanton Jura ägern sich, dass man ein paar Kilometer im Kanton Bern ins Restaurant darf. Das sei schwierig für die jurassischen Wirte.

Genaue Zahlen zum Bistro-Sterben fehlen noch. Die Kantone allerdings haben bereits reagiert. Die Waadt hat erneut ein Hilfspaket geschnürt, Genf will bei den Geschäftsmieten ausgleichen. Die Wirte aber wollen mehr. Die Restaurants sollen öffnen dürfen oder mehr finanzielle Unterstüztung erhalten.

Rendez-Vous, 12:03 Uhr, 16.11.2020 ; 

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