Verschiedene Städte haben ihre Regeln für Restaurants gelockert. Einige haben beispielsweise die sonst verbotenen Heizpilze erlaubt, damit sich die Gäste auch vor den Restaurants aufhalten können und nicht frieren müssen. Andere Städte verzichten auf die Einnahmen durch die Bewirtschaftung der Gäste im Aussenbereich, darunter Aarau, Lenzburg oder Zofingen.
Noch weiter gehen jene, die es erlauben, für zwei oder drei Monate kleine Bauten vor dem Restaurant aufzustellen, ausnahmsweise ohne nötige Baubewilligung. Viele Wirtinnen und Wirte sind erfinderisch. Man kann in ausgedienten Seilbahnkabinen essen oder im Freien mit Decken. Temporäre Bauten wie Zelte oder Hütten sind auch in der Stadt Solothurn erlaubt. Ein Restaurantbetreiber nutzt diese Ausnahmebewilligung und hat in ein Chalet-Dorf investiert. Mit Erfolg.
Das Restaurant Pier 11 liegt beim Campingplatz in Solothurn, zirka 15 Minuten ausserhalb der Stadt an der Aare. Der Betrieb ist in der Wintersaison normalerweise gut gebucht. Die grosse Fondue-Hütte mit 60 oder 70 Plätzen ist gerade in der Weihnachtszeit gefragt. Nur: In der Coronakrise bleibt der Ansturm auch hier aus. Zudem wären mit den aktuellen Corona-Regeln nur 30 Personen im Restaurant erlaubt.
Deshalb hatte Christoph Burgherr, Pier-11-Betreiber und Ressortleiter des TCS Campingplatzes Solothurn, eine Idee. Er organisierte Holz-Häuschen, kleine Séparées, für ein Abendessen mit kleinem Risiko für eine Corona-Ansteckung. Im Holzhäuschen darf man nur in Vierergruppen essen.
Die Leute würden gar nicht kommen, wenn sie in einem warmen Raum mit 30 Personen essen müssten.
«Ich bin überzeugt, dass die Leute mit grosser Skepsis gekommen wären, wenn sie gewusst hätten, dass sie in einem warmen, grossen Raum mit 20, 30 Personen essen müssen», sagt Burgherr. Er ist froh, hat er umgestellt.
Die sieben Solothurner Holzhäuschen bilden ein Chalet-Dorf. «Das sind ehemalige Weihnachtsstände. Wir haben die Klappe abgenommen und Fenster eingebaut», erklärt Restaurantchef Burgherr. Jedes Chalet ist individuell eingerichtet, mit alten Wanderschuhen, Holzskiern, etc.
Das Personal geht nur zu den Gästen ins Häuschen, wenn diese einen Wunsch haben. Dafür hat es eine Lichterschlange, welche die Gäste betätigen können. So signalisieren sie dem Restaurantpersonal, dass sie etwas bestellen möchten.
Für uns war wichtig, dass wir für uns sein können.
Den Gästen scheint es wohl. Eine vierköpfige Familie aus der Region geniesst gerade das Essen in einem der Häuschen. «Für uns war wichtig, dass wir für uns sein können. Wir wollen nicht mit anderen Personen zusammen sein und so das Coronavirus erwischen», erklärt ein Familienmitglied gegenüber SRF.
Wir haben den Zeitgeist getroffen.
Für Restaurant-Betreiber Christoph Burgherr geht das Geschäftsmodell auf. Er hofft, dass er mit der Chalet-Idee das Wintergeschäft retten kann. Seine Häuschen sind jedenfalls an den Wochenenden bis Ende Jahr ausgebucht. Auf alle Tage gerechnet sei man zu 85 Prozent voll. Das sei erfreulich, habe er nämlich kaum Werbung gemacht für das Angebot, so Burgherr. «Wir haben bis zu 40 Anfragen per E-Mail pro Tag. Wir haben den Zeitgeist getroffen».