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Gasvereinbarung CH-Italien Gasvereinbarung mit Italien – das sind die Regeln

Energieminister Albert Rösti hat am Donnerstag in Rom eine Vereinbarung zur sicheren Gasversorgung der Schweiz unterzeichnet für den Fall, das Deutschland nicht liefern kann. Die Vereinbarung bringt auch mehr Rechtsicherheit für Italien. Eine verbindlichere Lösung strebt Bern seit längerem zugleich mit Deutschland an, dem Gas-Hauptlieferanten der Schweiz. Antworten von Wirtschaftsredaktor Matthias Heim.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Was ist die Idee der Vereinbarung mit Italien?

Der Vertrag sorgt für mehr Rechtssicherheit für die Schweiz, aber auch für Italien. Denn seit Jahren wird ein Teil des Gases, das Italien benötigt, durch eine Pipeline angeliefert, die quer durch die Schweiz verläuft – von Basel ins Tessin. Im vergangenen Winter wurde in der Schweiz die kühne Idee diskutiert, bei einer allfälligen Gasknappheit in Europa allenfalls einen Teil des Gases abzuzweigen. Vor diesem Hintergrund haben sich die beiden Länder nun darauf geeinigt, wann und wie die Schweiz im Notfall Gas beziehen kann, das eigentlich für Italien bestimmt ist.

Was sind die Vorteile der Vereinbarung für die Schweiz?

Dieses Gasabkommen verbessert zumindest indirekt die Gasversorgung der Schweiz. Denn sie hat im Gegensatz zum Öl nach wie vor keine eigenen grossen Speicher innerhalb der Landesgrenzen und ist deshalb auf das Ausland angewiesen. Die Schweiz sichert sich seit jeher mit Verträgen vor allem mit deutschen Lieferanten ab. Ob diese im Fall einer Gasknappheit auch eingehalten würden, bleibt allerdings eine offene Frage. Mit der jetzigen Vereinbarung hat die Schweiz also physisch nicht mehr Gas, aber sie hat sich zusätzlich rechtlich abgesichert.

Wie ist die aktuelle Lage bei den Gaspreisen?

Die Lage hat sich sehr stark entspannt, nachdem sie einst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stark in die Höhe geschossen waren. Das Gas kostet aktuell wieder ungefähr so viel wie vor dem Krieg, rund 30 Euro pro Megawatt-Stunde. Auf dem Höhepunkt im vergangenen Sommer waren es mit über 300 Euro mehr als das Zehnfache.

Warum haben sich die Gaspreise normalisiert?

Die Entspannung hat zum einen mit dem geringeren Gasverbrauch in Europa im Winter zu tun, womit die Gasspeicher nicht geleert wurden. Zudem ist es gelungen, Alternativen zum russischen Gas zu finden. Deutschland etwa bezieht mehr Gas aus Norwegen und der Nordsee und vor allem mehr Flüssiggas aus den USA oder der Golfregion. Italien wiederum, das auch stark von Russland abhängig war, kauft mehr Gas aus südlichen Mittelmeerländern wie Libyen oder Algerien. Damit scheint die Gasversorgung in Europa für den kommenden Winter sichergestellt zu sein – zumindest für den Moment.

HeuteMorgen, 07.07.2023, 06:01 Uhr ; 

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