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Gefahr für Kinder Kantone müssen Radon-Messungen durchführen

Der Bund hat den Grenzwert des radioaktiven Gases gesenkt. Manche Gebäude werden einer Sanierung bedürfen.

Etwa jeder zehnte Fall von Lungenkrebs in der Schweiz geht auf das Konto von Radon. Radon ist ein natürliches, radioaktives Gas, das überall im Boden vorkommen kann. Gefährlich ist, wenn sich Radonpartikel in Gebäuden ansammeln und von Menschen über längere Zeit regelmässig eingeatmet werden.

Auf Anfang 2018 hat der Bund viel tiefere Radon-Grenzwerte festgelegt. Er legte den Fokus speziell auf Gebäude, in denen sich Kinder regelmässig aufhalten. Deshalb lassen die Kantone derzeit all ihre Schulen und Kindergärten auf Radon untersuchen. Ist die Konzentration zu hoch, muss das Gebäude saniert werden.

Dosimeter bleiben ein Jahr

Seraina Steinlin von der Zürcher Baudirektion platziert deshalb mit einer Praktikantin in verschiedenen Räumen im Unter- und Erdgeschoss kleine schwarze Plastikdöschen. Sie kleben sie hinter Wandtafeln oder auf Schränke. «Das ist ein Dosimeter», sagt Steinlin. Die Döschen sammeln die Radonpartikel aus der Luft.

«Wir lassen diese Döschen ein Jahr hier. Die Messung ist direkt vergleichbar mit dem Referenzwert des Bundes. Das gibt den sichersten Wert», sagt Steinlin.

300 Becquerels pro Kubikmeter ist der neue Radon-Referenzwert, der in der Schweiz seit Anfang Jahr gilt. Vorher lag er noch bei 1000 Becquerels pro Kubikmeter.

Galten vorher vor allem das Tessin, der Jura und der Kanton Graubünden als Radon-Gebiete, ist mit dem tieferen Grundwert das Gas nun in allen Kantonen in den Fokus gerückt.

Allein der Kanton Zürich nimmt in den kommenden fünf Jahren Messungen in 6000 Gebäuden vor, in Schulen, Kindergärten und Horten, weil der Bund für diese Gebäude die Messungen speziell vorschreibt.

«Die ersten Ergebnisse liegen in einem Jahr vor», sagt Nadja Vogel, Leiterin der Sektion Strahlung im Kanton Zürich. «Im Schnitt rechne ich mit vier Prozent aller Gebäude, die sanierungswürdig sind.» Eine zu hohe Radonkonzentration bedeute aber nicht, dass ein Schulhaus nicht mehr betreten werden dürfe.

Relativ einfach Sofortmassnahmen

«Als Sofortmassnahme könnte man sich vorstellen, den Raum erstmal zu sperren und einen Radonlüfter reinzustellen», sagt Vogel. Eine bessere Durchlüftung sei immer ein guter Schritt. Man könne auch bauliche Massnahmen treffen, die Bodenplatten abdichten oder unter dem Boden das Radon schon absaugen. Es gebe immer eine Lösung. «Es ist viel weniger schlimm als zum Beispiel eine Asbest-Sanierung», so Vogel.

Pro Radon-Sanierung rechnet der Kanton Zürich mit Kosten zwischen 5000 und 20’000 Franken. Private sind nicht verpflichtet, die Radonkonzentration in ihren Häusern zu messen. Aber es wird ihnen empfohlen, besonders, wenn es sich um ältere Gebäude handelt und noch Kinder im Haushalt leben.

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