- Die Kantone wollen mit der Einführung von personalisierten Tickets gegen Fangewalt kämpfen.
- Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) hat beschlossen, einen Vorschlag für eine dafür notwendige Revision des Hooligan-Konkordats zu erarbeiten.
- Das personalisierte Ticket stelle ein wichtiges zusätzliches Instrument bei der Verfolgung von Einzeltätern dar, teilte die KKJPD mit.
Ein Rechtsgutachten habe gezeigt, dass die Fussballklubs mit der heutigen Grundlage nicht dazu gezwungen werden könnten, so die KKJPD. Deshalb soll das sogenannte Hooligan-Konkordat angepasst werden, wie Karin Kayser-Frutschi erläutert. Sie ist Co-Präsidentin der KKJPD.
Sie kann nicht verstehen, wieso sich die Clubs gegen diese Massnahme wehren. «Sie wollen, dass wir die Einzeltäter verfolgen – und die personalisierten Tickets sind ein Instrument dazu.»
Täter schneller ermitteln
Für die Kantonsvertreter ist klar, dass personalisierte Tickets ein wichtiges Mittel zur Verhinderung von Fangewalt sind. Wenn sich alle Zuschauerinnen und Zuschauer beim Eintritt ausweisen müssen, können bei Ausschreitungen die Täter schneller ermittelt werden.
Auf das Argument, die Fangewalt passiere meist ausserhalb der Stadien, weshalb personalisierte Tickets für den Eintritt ins Stadion wirkungslos seien, entgegnet Kayser-Frutschi, dass es das Eine nicht ohne das Andere gebe: «Die Emotionalisierung der Fans findet durch die Fussballspiele statt – es gibt also einen direkten Zusammenhang.»
Clubs und Liga gegen die Massnahmen
Diametral anders sehen das die Schweizer Fussballliga und die Clubs. Neben Bedenken rund um den Datenschutz finden sie, dass eine Ausweispflicht für den Stadioneintritt aufwendig und vor allem unverhältnismässig sei.
Und: Bei Vorfällen mit gewaltbereiten Fans seien das beispielsweise zehn bis zwanzig vermummte Fans. «Selbst wenn ich also weiss, wer die Tausenden Fans im Stadion sind, weiss ich nicht, wer die zehn sind, die das Problem verursachen», sagte dazu der CEO der Berner Young Boys vor ein paar Monaten gegenüber SRF.
Die Gräben gehen weiter auf
Die Schweizer Fussballliga bekräftigt diese Haltung und schreibt heute, personalisierte Tickets seien keine zielführende Massnahme gegen Fangewalt. Die Ankündigung der KKJPD dürfte deshalb den Graben zwischen den kantonalen Behörden auf der einen Seite sowie Liga und Klubs auf der anderen Seite weiter vertiefen.
Bereits vor einem Monat kam es zum Eklat: Damals beschloss die KKJPD einseitig die Einführung eines sogenannten Kaskadenmodells – also die schrittweise Bestrafung von Clubs, wenn es zu Ausschreitungen von Fans kommt.
Die Klubs und die Liga lehnen auch dieses Modell ab. Sie sehen darin, wie bei den personalisierten Tickets, eine Kollektivstrafe, die sämtliche Fans treffe. Stattdessen sollten die Behörden konsequent die wenigen tatsächlichen Täter verfolgen.