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Zuwenig Standplätze und Rassismus
Aus HeuteMorgen vom 11.08.2018.
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Gemeinden tun sich schwer Jenische, Sinti und ihr steiniger Weg zu mehr Akzeptanz

Zwei Jahre nach der Anerkennung als nationale Minderheiten bleibt das Leben ein Kampf um Akzeptanz und gegen Rassismus.

Wie in Deutschland die Friesen oder die Sorben, in Österreich die Burgenland-Kroaten oder die Kärtner Slowenen, sind in der Schweiz die Jenischen und die Sinti als nationale Minderheiten anerkannt. Und zwar ausdrücklich als Jenische und Sinti, nicht einfach nur als Fahrende.

Was brachte die Geste von Alain Berset?

Das hat Bundesrat Alain Berset vor zwei Jahren an der Fecker-Chilbi in Bern bekannt gegeben, am Fest der Jenischen. Doch was hat diese Geste den gut 30'000 Jenischen in der Schweiz gebracht? Dieser Frage geht SRF an der diesjährigen Fecker-Chilbi in Freiburg nach.

Korber, Drechsler und Gerber zeigen hier ihr Handwerk, Musikanten ihre Kunst. Frauen in langen Röcken verkaufen selbstgemachten Schmuck, Familien sitzen ums Feuer vor ihren Wohnwagen: an der Fecker-Chilbi wird schon auch das eine oder andere Zigeuner-Clichée bedient.

Neun von zehn Jenischen leben heute sesshaft

Doch was genau die Jenischen von der Schweizer Mehrheitsbevölkerung unterscheidet, ist selbst den drei Musikern der «Jenisch Buebe» gar nicht so ganz klar: «Wenn ich jemanden jenische Musik spielen höre, weiss ich gleich, das ist ein Jenischer. Er hat eine ganz andere Art Musik zu machen. Wir haben eine eigene Sprache. Im Sommer sind wir im Wohnwagen und reisen. Das ist jenisch.»

Wobei die noch gut 3'000 Fahrenden inzwischen eine kleine Minderheit der Minderheit sind. Neun von zehn Jenischen leben heute sesshaft. Auch deswegen war ihnen wichtig, was Bundesrat Berset vor zwei Jahren versprochen hat: «Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Bund sie künftig Jenische und Sinti nennt. Und dass künftig auch auf den allgemeinen Begriff Fahrende verzichtet wird.»

Mit Blick auf Stand- und Durchgangsplätze ernüchtert

Endlich werden wir mit unserem richtigen Namen bezeichnet, freute sich damals Daniel Huber, der Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse, der Dachorganisation des Fahrenden Volkes in der Schweiz und zufrieden ist er darüber auch heute noch.

Ein wenig ernüchtert allerdings auch: «Es hat auf unserer Seite erstmal gebracht, dass wir endlich mal den Namen haben, der uns seit Jahrhunderten zugehört. In der Umsetzung gegenüber der Stand- und Durchgangsplätze haben wir immer noch das gleiche Problem, wir sind immer noch auf dem alten Stand.» Will heissen: viel zu wenig weit.

Rassismus auf Gemeindeebene

Es fehlen Standplätze für die Fahrenden im Winter und Durchgangsplätze im Sommer: «Wenn sie nicht die Ruhe haben, auf ihrem Platz ihre Kultur zu leben, dann geht diese Kultur einmal kaputt. Es heisst immer, wir haben keinen Platz in der Schweiz. Das ist schlicht nicht wahr.»

Bund und Kantone bemühten sich zwar, sagt Daniel Huber, aber auf Gemeindeebene schlage der Rassismus gegen die Fahrenden voll durch - ein Grund, warum viele Jenische das Reisen aufgäben und sesshaft würden.

Gerade in der Romandie fehlten besonders viele Plätze für Fahrende - deshalb finde die Fecker-Chilbi dieses Jahr in Fribourg statt: «Ich glaube es wird gute Gespräche geben, dass man die Vorurteile langsam abbaut. Und bis nach Genf Stand- und Durchgangsplätze schafft.»

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