Es sind nicht die grossen Freiburger Gemeinden, die Mühe haben, Kandidierende für das Amt des Gemeinderates zu finden. Es sind die kleinen Gemeinden. Dort fehlen noch vielerorts Namen auf der Liste. Zum Beispiel in Plasselb.
Insgesamt zählt die Gemeindeexekutive, der Gemeinderat, sieben Mitglieder. Drei davon wollen ihr Amt behalten. Vier nicht, diese vier frei werdenden Sitze müssen neu besetzt werden. Trotz Aufrufen an der Gemeindeversammlung und trotz Flugblättern habe sich bisher erst eine Person gemeldet, sagt der Gemeindepräsident Jean-Daniel Feller. «Ja, wir haben noch offene Sitze.» Er bleibe aber zuversichtlich.»
Es gibt noch einige Personen, die wir jetzt direkt und persönlich anfragen werden, ob sie sich das Amt im Gemeinderat vorstellen könnten.
Die Zeit ist knapp. Die kantonale Frist läuft am 25. Januar ab. Und nicht nur in Plasselb fehlen die Leute, sondern auch in grösseren Gemeinden.
Man wird erfinderisch
«Die Covid-Situation verstärkt das Problem», erklärt Oberamtsmann des Sensebezirks, Manfred Raemy. «Es gibt keine Versammlungen oder Veranstaltungen. Man kann nicht aktiv Leute auf der Strasse anwerben und man kann auch nicht Werbung machen für sich selbst.» Das sei ein Problem. Die Parteien und die Gemeinden müssten jetzt halt neue Lösungen suchen. Und das tun sie auch.
Der Freiburger Gemeindeverband beispielsweise setzt in diesem Jahr erstmals auf eine Videokampagne in den sozialen Medien. Aktive Gemeinderätinnen und Gemeinderäte erzählen in diesen Videos von ihrer Arbeit.
«Wir hoffen, dass diese Aktion die Bürgerinnen und Bürger ermutigt, sich für diesen spannenden Auftrag zu engagieren», sagt Micheline Guerry-Berchier, Direktorin des Gemeindeverbandes.
Auch Flyer und Flugblätter sind im Einsatz, oder Inserate in Zeitungen und Onlinemedien. Alle Mittel sind recht.
Was, wenn sich nicht genug melden?
Mark Schelker, Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Freiburg und spezialisiert auf Gemeindeangelegenheiten, weiss, dass das Problem nicht nur in Freiburg existiert. «Auch andere Gemeinden in anderen Kantonen kenne das natürlich.» Je kleiner eine Gemeinde, desto kleiner die Chance, genügend Leute zu finden.
Fusionen sind nicht immer die Lösung.
Es gebe aber weitere Aspekte, die dies beeinflussten: «Es braucht Anreize, zum Beispiel die Bezahlung oder bezüglich der Organisation des Amtes, ob man es beispielsweise flexibel am Abend ausführen kann.»
Oft, wenn sich nicht genügend Leute finden, greift eine Kleinstgemeinde zum Mittel der Fusion mit Nachbargemeinden. Das habe nicht nur Vorteile, so Schelker: «Man verliert die Möglichkeit, direkt in kleinen Gremien Einfluss zu nehmen.» Er schlägt andere Lösungen vor.
Beispielsweise gilt aktuell eine Wohnsitzpflicht: Gemeinderätinnen und Gemeinderäte einer Gemeinde müssen auch in diesem Ort wohnen. Schelker erachtet das als nicht zielführend. «Wenn man diese Wohnsitzpflicht aufheben könnte, hat man plötzlich viel mehr mögliche Kandidatinnen und Kandidaten.»