Tigerfinkli – ein Begriff, den fast jede Schweizerin und jeder Schweizer kennt. Kaum ein Kind im Kindergarten oder in der Tagesstätte, das nicht schon einmal ein Paar dieser bunten Finken mit rotem Bommel getragen hat. Sie formen die Kindheitserinnerungen zahlreicher Schweizer Kinder über Generationen hinweg.
Aber woher kommt eigentlich der Name? Schliesslich sind die Pantoffeln gar nicht gestreift wie ein Tiger, sondern gefleckt. Fritz Franz Vogel, Kulturhistoriker und passionierter Sammler von Tigerfinken, ging dieser Frage auf den Grund. «Der Name stammt vermutlich von Kindern, die die Musterung der Finken mit den Streifen eines kleinen Tigerchens verglichen haben», erklärt er. Dabei wurde «Tigerchen» im 19. Jahrhundert oft als Kosename für junge Kätzchen verwendet.
Die Entstehung der Tigerfinkli
Die Geschichte der Tigerschuhe geht weit zurück. «Bereits um 1890 produzierte die Schuhfirma Bally in Schönenwerd Pantoffeln, die unter dem Namen ‹Pantoufle Tigers› verkauft wurden», sagt Vogel. Fotos von den damals angebotenen Pantoffeln für Damen, Herren und Kinder gibt es allerdings nicht. Erst 1917 tauchen im Jelmoli-Katalog erstmals Bilder von Tigerfinkli auf. Von da an begann der Siegeszug der Tigerfinkli in der Schweiz.
Der Name «Tigerfinkli», der heute auf den Verpackungen prangt, stammt allerdings erst aus dem Jahr 1938. Damals wurde die Produktion von Schönenwerd SO nach Fehraltorf ZH verlegt, wo fortan die Firma Edi Glogg AG die Finken herstellte – unter den wachsamen Augen von Bally. In Spitzenzeiten wurden dort 80'000 Paar pro Jahr produziert.
Über vierzig Jahre lang wurde in Fehraltorf produziert, was die Verbundenheit mit der Gemeinde im Zürcher Oberland erklärt.
Von der Schweiz in die Welt
Obwohl die Tigerfinken heute in der Schweiz fast schon als Kulturgut gelten, ist die Produktion längst ins Ausland abgewandert. In den 1980er Jahren übernahm ein neuer Besitzer die Marke, die Produktion wurde zunächst nach Diessenhofen im Kanton Thurgau und später nach Polen verlegt. Heute gehört die Marke der Tiger Suisse AG mit Sitz in Zürich. Die Finken seien kein rein schweizerisches Produkt mehr, sagt der Kulturhistoriker.
Für Fritz Franz Vogel bleibt es aber ein hochwertiger Hausschuh mit einzigartigem Design: «Die Idee, dem Finken einen eigenen Charakter und eine besondere Qualität zu geben, daran hat Bally wirklich gearbeitet. Das ist das ikonische, dass man etwas hat, worüber alle reden.»
Und so bleiben die Tigerfinkli ein Stück Schweizer Alltagsgeschichte – auch wenn sie heute fernab der Schweizer Grenzen hergestellt werden.