Zehn Jahre arbeitete der Holländer Willy Jansen an einer Ansicht der Stadt Solothurn. Zu sehen sind Häuser an der Aare mit der Kathedrale, dahinter der Hausberg Weissenstein. Drei auf einen Meter misst das Bild. Der Wunsch des Hobbymalers: Das Werk soll nach seinem Tod an die Stadt gehen. Diese soll es einem öffentlichen Ort in Solothurn ausstellen.
Nun ist Jansen mit 80 Jahren gestorben – und die Stadt will sein Bild nicht. «Leider konnten wir keinen Standort anbieten, der den Wünschen der Angehörigen entspricht», erklärt der Solothurner Stadtschreiber Urs Unterlerchner. «Wir suchten nach einem öffentlichen Platz oder in einem Verwaltungsgebäude. Trotz intensiver interner Abklärungen fanden wir aber keinen entsprechenden Ort.»
Kein Platz für zehn Jahre Arbeit
Willy Jansen war Physiotherapeut und wohnte lange in der Solothurner Nachbargemeinde Zuchwil. Die letzten Jahre lebte er in einem Altersheim in Holland. «Dort malte er die Hälfte des Bildes», sagt sein Kollege Peter Nydegger. Er setzt sich für den Wunsch von Jansen ein und sucht nach einem Platz für das Bild. Deshalb wandte er sich an die «Solothurner Zeitung».
«Die Stadt Solothurn hat ihn immer fasziniert. Und plötzlich fing er an mit dem Bild.» Dass die Stadt keinen Platz für das Lebenswerk seines Kollegen haben will, enttäuscht Peter Nydegger. «Es ist nicht einfach ein Bild, das man an die Wand hängen kann. Es ist ein Werk, an dem er zehn Jahre gemalt hat.»
Das Bild ist noch nicht ganz fertig und befindet sich in Holland. Für den Transport nach Solothurn müssten die neuen Besitzer nichts bezahlen.
«Mit dem Geschenk ist es nicht getan»
Weshalb tut sich die Stadt denn so schwer mit dem Geschenk? Stadtschreiber Urs Unterlerchner: «Wir erhalten regelmässig vergleichbare Angebote. Auch wenn es im ersten Moment relativ verlockend klingt: Mit der Annahme des Geschenks ist es nicht getan. Wir müssen immer überlegen, wo es installiert werden soll oder wer es unterhält. Und von Anfang an muss man sich bewusst sein, was geschieht, wenn das Werk ersetzt oder entsorgt werden.»
Auch das städtische Kunstmuseum kommt als Ausstellungsort nicht infrage. «Das Museum erhält regelmässig Anfragen für Leihgaben oder Schenkungen. Es kann längst nicht alle annehmen.»
Dem Kunstmuseum Solothurn entgehe mit dem Bild von Willy Jansen kein Kunstwerk von hohem Wert, so Unterlerchner weiter. Der Künstler habe zwar viel Zeit und Herzblut in das Bild investiert. «Wir können das Werk aber weder aus historischen noch aus künstlerischen Gründen in eines unserer Museen aufnehmen.»
Peter Nydegger hofft, dass das Bild mit der Solothurner Silhouette einen Platz in der Stadt findet. Und dass damit der Wunsch seines Kollegen Willy Jansen in Erfüllung geht. Wenn nicht in einem städtischen Gebäude, dann vielleicht an einem anderen Ort.