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Gespräche mit Deutschland Luftabwehrsystem Patriot: warten zugunsten der Ukraine?

Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius schlägt der Schweiz vor, beim Kauf des Patriot-Luftabwehrsystems zurückzustehen – zugunsten der Ukraine. Bundespräsidentin Viola Amherd bestätigt, dass Gespräche laufen. Aus dem Parlament kommen Bedenken.

Die Ukraine taumelt unter russischem Beschuss und bittet andere Länder eindringlich, ihr mehr Luftabwehrsysteme zu liefern – konkret das bodengestützte System Patriot. Dieses System hat die Schweiz in den USA für zwei Milliarden Franken bestellt.

Drei Personen in roten Hemden arbeiten an einem Militärfahrzeug mit Radar.
Legende: Der Radar des Patriot-Luftabwehrsystems des amerikanischen Herstellers «Raytheon» in einer Aufnahme vom 21. August 2019 in Menzingen (ZG). KEYSTONE/ALEXANDRA WEY

Der Ukraine direkt damit auszuhelfen, kommt aufgrund der Neutralität nicht infrage. Doch Deutschland bittet die Schweiz um indirekte Hilfe: Die Schweiz soll die für sie geplante Lieferung den Deutschen überlassen und selbst dadurch später beliefert werden. So könnte Deutschland, das der Ukraine mit Patriot-Flugabwehrraketen hilft, seine Lücken schneller füllen.

Ich kann soviel sagen, dass ich mit Verteidigungsminister Boris Pistorius im Gespräch bin.
Autor: Viola Amherd Bundespräsidentin

Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd sagte dazu am Rande ihres Besuchs beim deutschen Kanzler: «Die Regierung in der Schweiz hat sich mit dieser Frage noch nicht befasst. Deshalb kann ich einem Entscheid nicht vorgreifen. Ich kann soviel sagen, dass ich mit Verteidigungsminister Boris Pistorius im Gespräch bin.»

Stirnrunzeln in den Eidgenössischen Räten

Unter Schweizer Sicherheitspolitikern sorgt die Anfrage für Stirnrunzeln. «Ich halte von dieser Idee überhaupt nichts», sagt der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli, für den indirekte Hilfe für die Ukraine grundsätzlich kein Tabu wäre, gegenüber SRF News.

Wir brauchen die Patriot-Systeme selber.
Autor: Josef Dittli Ständerat FDP/UR

«Wir haben für die mittlere und längere Reichweite im Bereich der Luftabwehr fast nichts gegen Raketen. Wir brauchen die Patriot-Systeme selber. Umso mehr, als diese vor 2028 nicht geliefert sind.» Das unterstreicht auch der Zürcher SVP-Nationalrat Mauro Tuena. Für ihn spielen auch neutralitätspolitische Überlegungen dagegen.

Ich sehe auf der zeitlichen Achse Probleme.
Autor: Priska Seiler-Graf Nationalrätin SP/ZH

SP-Sicherheitsexpertin Priska Seiler-Graf hat zwar grundsätzlich grosse Sympathien für die Idee. Die Ukraine bei der Verteidigung zu unterstützen, helfe auch der Sicherheit der Schweiz. «Die Ukraine braucht dringend eine Verstärkung ihrer Luftabwehr», sagt die Zürcher Nationalrätin zu SRF News. «Da finde ich es richtig, dass die Schweiz sich solidarisch zeigt, gerade auch im Hinblick auf die Friedenskonferenz. Auf der zeitlichen Achse sehe ich aber Probleme.»

Nützen die Patriots dann überhaupt noch?

Sie spielt wie Dittli darauf an, dass die Patriot-Lieferung an die Schweiz zwischen 2026 und 2028 geplant ist. Die Frage ist, wie viel eine so späte Lieferung Deutschland – und indirekt vor allem der Ukraine – noch nützen könnte. Ein Aspekt mehr, den der Bundesrat bei seinem Entscheid wird abwägen müssen. Wann dieser fallen wird, ist noch offen.

Kurzeinschätzung der Bundeshausredaktorin

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Nathalie Christen: «Aus heutiger Sicht ist es unwahrscheinlich, dass der Bundesrat der Idee zustimmt. Neutralitätsrechtlich dürften die Bedenken diesmal zwar kleiner sein als bei früheren Anfragen, da es lediglich um einen Aufschub einer eigenen Bestellung ginge. Ausschlaggebend sein dürfte diesmal die Sorge um die eigene Luftraumsicherheit – denn die Einschätzung, dass hier die grösste reelle Gefahr droht, wird bis ins linke Lager hinein geteilt. Kommt dann auch noch Skepsis dazu, wieviel der Aufschub aus zeitlichen Gründen überhaupt bringen würde, dürfte das dazu führen, dass der sowieso schon zurückhaltende Bundesrat auch diesmal auf die Bremse tritt.»

Tagesschau, 17.5.2024, 19:30 Uhr

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