Markus Trutmann muss nicht lange überlegen, wie man gute Qualität in einem Spital definiert. Der Geschäftsführer des Dachverbandes der Chirurginnen und Chirurgen (FMCH) sagt: «Qualität in der Spitalmedizin, aber auch generell in der Medizin, ist eine Sache der Haltung gegenüber den Leistungen, die man dem Patienten gegenüber erbringt. Man will besorgt sein, die bestmögliche Qualität zu erbringen und diese auch nachzuweisen.»
Qualitätsmessungen und Vergleiche
Was nachzuweisen ist, muss man auch messen können. In der Schweiz führt solche Messungen der ANQ durch, der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken. Er untersucht verschiedene Bereiche in Spitälern, wertet die Daten aus und vergleicht sie. So entstehen Referenzwerte.
Gemessen wird zum Beispiel die Anzahl und die Art von Wundinfektionen nach Operationen oder wie viele Patienten noch einmal hospitalisiert werden mussten. Oder der ANQ fragt Patientinnen und Patienten, wie zufrieden sie während des Spitalaufenthalts waren.
Keine Hitparade für Spitäler
So könne man die Spitäler schweizweit vergleichen, sagt Petra Busch, die Geschäftsführerin des ANQ – aber sie warnt vor einer Spital-Hitparade: «Die Messungen und die Informationen, die darin enthalten sind, sind so komplex, dass es nicht fair wäre, Ranglisten zu machen.» Es gehe darum, hinzuschauen, wo ein Spital stehe bezogen auf ein bestimmtes Thema, und nicht, wie es in der Hitliste im gesamtschweizerischen Gesundheitswesen dastehe.
Der ANQ führt solche Qualitätsmessungen seit 2011 durch. Sie hätten bereits zu Verbesserungen geführt, sagt Busch. Zum Beispiel gäbe es nach Operationen signifikant weniger Hernien (Bruch der Bauchwand).
Internet-Portale sind schwierig zu lesen
Auch Bernhard Güntert, beim Krankenkassen-Dachverband curafutura zuständig für Qualität, begrüsst die Messungen. Sie flössen in die sogenannten Spitalfinder ein, in Portale, die mithelfen sollen, das richtige Spital auszuwählen.
Güntert räumt aber ein, dass solche Portale Patienten überfordern können. «Viele dieser Indikatoren sind für Patienten nicht sehr aussagekräftig. Was sagt eine Wahrscheinlichkeit 0,2 bei der Infektionsrate aus und in einem anderen Krankenhaus ist es eine Rate von 0,23? Entweder es erwischt mich, oder es erwischt mich nicht.»
Die Vergleiche der Messdaten müssten für Patienten besser lesbar werden. Das sei noch eine Knacknuss, sagt Arzt Trutmann, der Geschäftsführer vom Dachverband der Chirurgen FMCH. «Transparenz nützt nichts, wenn der Laie die Zahlen oder Tabellen oder Statistiken gar nicht verstehen kann. Das heisst, wir müssen Erklärungsarbeit leisten. Damit diese Transparenz dem Patienten auch eine Entscheidungshilfe bietet. Da müssen wir noch etwas zulegen.»
Erste Ansprechperson ist der Hausarzt
Trutmann, wie auch die Patientenorganisationen, begrüssen die Qualitätsmessungen. Aber sie warnen auch vor Qualitätsvergleichen im Internet. Sie empfehlen in erster Linie, mit dem Hausarzt zu sprechen.
In Zukunft werden die Qualitätsmessungen eine grössere Rolle im Wettbewerb unter den Spitälern spielen, so Trutmann, das sei klar: «Das wird vermutlich der zentralste Faktor im sich verschärfenden Wettbewerb zwischen den Spitälern darstellen. Ich hoffe es jedenfalls.»