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Gewalt in Spitälern Aggressive Patienten machen Pflegepersonal das Leben schwer

Schlagen, würgen, beleidigen: Das Pflegepersonal des Inselspitals in Bern muss sich immer häufiger gegen seine Patienten wehren.

Sie wollen helfen und werden dafür bespuckt, bedroht oder sogar tätlich angegriffen. Aggressives Verhalten gegenüber dem Spitalpersonal hat deutlich zugenommen, bestätigt der Chef der Notfallstation im Berner Inselspital, Aris Exadaktylos, gegenüber «10vor10».

«Nicht nur bei uns auf dem Notfall sondern auch auf anderen Notfallstationen sehen wir in den letzten Jahren eine Zunahme von Gewalt jeglicher Art. Betroffen ist vor allem das Pflegepersonal».

Alkohol und Drogen im Spiel

Die Notfallstation des Inselspitals wird rund um die Uhr von Mitarbeitern der Securitas bewacht. Mussten sie vor zwei Jahren noch 372 Mal eingreifen, waren es im letzten Jahr schon 642 Mal. Eine bisher unveröffentlichte Studie zeigt, dass aggressive Patienten oft unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen.

Vor allem für junges und weibliches Personal sind solche Angriffe oft traumatisierend.
Autor: Aris Exadaktylos Chef Notfallstation Inselspital

Im Durchschnitt sind die Täter 33 Jahre alt. 57 Prozent sind Schweizer. In den letzten 36 Monaten wurden 63 Gewaltdelikte festgestellt. Das ist eine Zunahme von über 50 Prozent.

Selbstverteidigungskurse und Umbau

«Wir haben es mit Angriffen mit Reizgas zu tun oder mit Schlägen und Würgattacken. Vor allem für junges und weibliches Personal sind solche Angriffe oft traumatisierend», so Exadaktylos.

Das Inselspital hat auf die zunehmende Gewaltbereitschaft ihre Patienten reagiert. Ärzten und Pflegefachpersonen wird in Selbstverteidigungskursen gezeigt, wie sie sich gegen Angriffe wehren können.

Zudem sind auch bauliche Massnahmen geplant: Der Warteraum und die Behandlungszimmer auf der Notfallstation sollen demnächst umgestaltet werden. Das Spital erhofft sich eine stressfreiere und aggressionshemmende Wirkung.

Das Spital will Angriffe gegenüber dem Personal in Zukunft auch konsequenter ahnden. Bisher wurde in rund 20 Prozent der Fälle Strafanzeige eingereicht.

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