Für den Berner Polizeidirektor Hans-Jürg Käser ist klar: «Ich erhoffe mir ein deutliches Zeichen des Gerichts.» Der Präsident der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorenkonferenz hofft auf ein hartes Urteil der Bundesstrafrichter für den St. Galler Fussballfan. Dies hätte Signalwirkung für die Fussballszene, ist er überzeugt.
Hooligan-Datenbank hilft
Doch der Zürcher Hooliganexperte und pensionierte Polizist Dölf Brack glaubt nicht an eine abschreckende Wirkung: «Pyro gehört dazu – und wird zum Teil auch von den Clubs befürwortet», stellt er fest. Die Signalfackeln seien «eine schöne Sache». Deshalb lasse sich die militante Fanszene von dem Verbot wohl auch nicht gross beeindrucken.
Das weiss auch der oberste Polizeidirektor der Schweiz. Trotzdem sagt Hans-Jürg Käser, dass die strengeren Kontrollen in und um die Stadien langsam Früchte trügen. Dank dem sogenannten Hooligankonkordat, das nun seit zehn Jahren in Kraft ist, könnten schweizweit Hooligans in einer Datenbank erfasst und bei Gewalttaten mit Stadion- oder Rayonverboten belegt werden. Auch Käser muss allerdings zugeben, dass man das Pyro-Problem «nach wie vor nicht im Griff» habe.
Es könnte durchaus bald irgendwo in Zürich zu einem richtigen Eklat kommen.
Eskalierende Gewalt in Zürich
Resignierter tönt es bei den Zürcher Behörden. Dort stellt man zwar ebenfalls fest, dass die Gewalt in und um das Fussbalstadion Letzigrund derzeit nicht mehr weiter zunimmt. Allerdings verlagern sich die Gewaltexzesse der Fussballfans zunehmend in die Stadt. Dort überfallen sich die verfeindeten GC- und FCZ-Fans nämlich seit Wochen gezielt gegenseitig.
Es gebe keine Hemmschwelle mehr, lässt sich ein Staatsanwalt im «Tages Anzeiger» zitieren. Für Hooliganexperte Dölf Brack ist das nicht erstaunlich. Denn je stärker die Kontrollen um die Stadien seien, desto grösser sei die Gefahr, dass sich die Gewaltexzesse verlagerten. Ausserdem gebe es immer mehr und jüngere, auch gewaltbereite Fans. «Es könnte durchaus bald irgendwo zu einem richtigen Eklat kommen», befürchtet er.
Prügelnde Jugendliche – ein gesellschaftliches Problem
Der Präsident des Fanclubs Letzi des FC Zürich verurteilt diese gangartigen Überfälle aufs Schärfste. Erklären kann sich Markus Imbach diese Entwicklung aber nicht. Seinen Samstag damit zu verbringen, das Ende eines GC-Matches abzuwarten und den Fans aufzulauern, um sie dann zu verprügeln: «Das sind Dinge, die nicht normal sind», so der Letzi-Präsident.
Einig sind sich Käser, Brack und Imbach darin, dass es sich bei den Strassenkämpfen unter Fans auch um ein gesellschaftliches Problem handelt. Geschehe dies nicht unter dem Deckmantel des Fussballs, dann würden diese Jugendlichen ein anderes Umfeld finden, wo sie ihre Aggressionen ausleben würden.