Das Wichtigste in Kürze
- Vorwürfe und Kritik der letzten Monate haben am Image der Unia gekratzt .
- Die Charta soll künftig etwa den respektvollen Umgang am Arbeitsplatz und das Erkennen problematischer Abhängigkeitsstrukturen sicherstellen.
- Für Fälle von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ist eine Lockerung des Kündigungsschutzes für Unia-Mitarbeiter nicht mehr auszuschliessen.
Die Gewerkschaft Unia kämpft gegen ihr nachhaltig gestörtes Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit. Vorwürfe und Kritik der jüngsten Zeit haben den Arbeitsnehmervertretern zugesetzt.
Vorbildfunktion
Natürlich wolle man den eigenen Ansprüchen gerecht werden, betont Pepo Hofstetter, der Kommunikationschef der Unia. «Wir haben ja als Gewerkschaft eine gewisse Vorbildfunktion. Und wir möchten diese auch wahrnehmen.» Die interne Führungskultur müsse deshalb verbessert werden.
In der Zwischenzeit haben Unia-Verantwortliche erste Massnahmen eingeleitet. So hat eine Arbeitsgruppe den Text für eine Charta ausgearbeitet, die als Grundlage dienen soll für einen respektvollen Umgang am Arbeitsplatz, für das Erkennen von problematischen Abhängigkeitsstrukturen, für den Kampf gegen Sexismus und andere Formen der Diskriminierung.
Neue Führungskultur
Nächste Woche wird die Geschäftsleitung der Unia den Entwurf dieser Charta verabschieden. Damit aber nicht genug: «Dann ist eigentlich das Ziel, dass möglichst viele der 1000 Mitarbeitenden der Gewerkschaft Unia einbezogen werden und auch mitdiskutieren können. Sie können auch Vorschläge machen, was noch in dieser Charta enthalten sein soll. Und dass dann so etwa im Sommer eine definitive Charta verabschiedet werden kann.»
Die Anregungen und Kritik der Unia-Angestellten ernst nehmen und in die Arbeit einfliessen lassen – auch das soll ein Teil der neuen Führungskultur sein. Ausserdem prüft die Unia mithilfe eines externen Gutachtens, ob und wie sie das Anstellungsreglement ändern soll.
Lockerung des Kündigungsschutzes
Denn es gebe einen gewissen Widerspruch zwischen dem strengen Kündigungsschutz für langjährige Mitarbeiter und der geforderten Null-Toleranz gegenüber sexueller Belästigung, räumt Pepo Hofstetter ein. «Es ist gut möglich, dass das zu einer Lockerung des Kündigungsschutzes in gewissen Fragen zum Beispiel bei sexueller Belästigung führen wird.»
Die Lockerung des Kündigungsschutzes ist kein einfacher Schritt für eine Gewerkschaft. Definitiv darüber entscheiden wird die Unia-Geschäftsleitung in Absprache mit der Personalkommission.