Bereits am Samstagnachmittag sind über der Schweiz wieder heftige Unwetter mit Hagel und Stürmen angesagt. «Lokal kann es sogar zu Orkanböen kommen und viel Regen in kurzer Zeit geben», sagt SRF-Meteologe Jan Eitel. Betroffen seien das Tessin, der Jura, das Mittelland und die Voralpen. So reagieren die Regionen:
Zentralschweiz: «Behaltet Sandsäcke noch»
Der Pegel des Vierwaldstättersees liegt mittlerweile zwar wieder rund einen halben Meter unter dem Höchststand von vergangener Woche. Je nach Niederschlägen vom Wochenende kann sich das aber schnell wieder ändern. In der Stadt Luzern wurden daher gewisse Schutzverbauungen entlang der Reuss noch nicht entfernt. Die Behörden empfehlen Privatpersonen und Ladenlokalen, ihre Sandsäcke noch bis kommende Woche zu behalten.
Die Zentralschweizer Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft, hoffen aber auf möglichst wenige Einsätze. In der Luzerner Gemeinde Wolhusen etwa hatte die Milizfeuerwehr schon über drei Wochen lang viel zu tun. «Zuerst der Hagelsturm, dann mehrtägige starke Gewitter, dazwischen ein mehrstündiger Scheunenbrand – das Milizsystem ist an seine Grenzen gestossen», sagt Feuerwehrkommandant Stefan Koch. Dennoch sei die Einsatzbereitschaft gewährleistet. «Aber», sagt Koch: «Wir hoffen einfach, dass wir von starken Gewittern verschont bleiben.»
Aargau und Solothurn: «Gemischte Gefühle»
Ziemlich beruhigt hat sich die Lage an der Reuss im Aargauer Freiamt, wo die Hochwasser-Sperren abgebaut wurden. Etwas angespannter ist die Situation entlang der anderen grossen Flüsse, vor allem entlang der Aare. Diego Ochsner vom Solothurner Amt für Militär und Bevölkerungsschutz erwartet zwar «ein einigermassen ruhiges Wochenende». Eine Vorhersage sei jedoch schwierig. Sollten die Zuflüsse zur Aare sehr viel Wasser bringen, könnten die Berner Behörden den Abfluss bei Biel/Port drosseln.
Auch im «Wasserschloss der Schweiz», beim Zusammenfluss von Aare, Limmat und Reuss in der Aargauer Region Brugg, bleibt man vorsichtig. Michael Küng, der zuständige Kommandant der Feuerwehr Gebenstorf-Turgi, blickt «mit gemischten Gefühlen» aufs Wochenende. Er befürchtet vor allem Überschwemmungen durch Grundwasser. In seiner Feuerwehr bleiben bis zu dreissig Personen übers Wochenende auf Pikett.
Drei-Seen-Land: «Anstieg nicht mehr im selben Ausmass»
Die Pegel des Bieler-, Neuenburger- und Murtensees sind teilweise immer noch über der Hochwassergrenze, sinken aber. Zwar könne zusätzlicher Regen übers Wochenende die Seen wieder ansteigen lassen, «aber nicht mehr im selben Ausmass», sagt Matthias Rüttimann vom Regionalen Führungsorgan in Biel.
Falls nötig, seien die Feuerwehr und der Zivilschutz bereit. Sie würden aber nicht mit einem Einsatz wie letztes Wochenende rechnen. Dasselbe gilt für die Region um den Murtensee. Es gebe aber eine Ausnahme, sagt Roland Bollin, Stabschef Bevölkerungsschutzverband Region Murten: «Wenn von der Broye viel Wasser in kurzer Zeit kommt, kann der See schnell stark ansteigen.» Auch da werde das Ausmass aber nicht wieder so gross sein. Beim Thunersee hat sich die Lage soweit entspannt, dass die Gewitter nicht zu einem hohen Seeanstieg führen sollten.
Zürich und Schaffhausen: «Böden sind stark gesättigt»
Auch in der Region Zürich gehen die Wasserstände in Seen und Flüssen langsam zurück. «Doch die Böden sind noch immer stark gesättigt und können nicht viel Wasser aufnehmen», sagt Wolfgang Bollack, Mediensprecher der kantonalen Baudirektion. Die Pegel von Flüssen und Bächen könnten in der Folge relativ rasch wieder ansteigen.
Schutz und Rettung Zürich seien bereit, heisst es auf Anfrage. Auch in Schaffhausen ist die Feuerwehr gewappnet. Dort hat das Hochwasser vergangene Woche besonders in den Dörfer Beggingen und Schleitheim grosse Verwüstung angerichtet. «In diesen Gebieten war man die ganze Woche am Aufräumen», bilanziert Jürg Bänziger, Feuwehrinspektor des Kantons Schaffhausen.