Salz, Pfeffer, Paprika und Curry: Was früher als Luxusgut galt, steht heute in jeder Küche. Mit den Gewürzen verbinden die Menschen meist ferne Länder. Kaum bekannt ist, dass das grösste Gewürzunternehmen der Schweiz im Kanton Zug zu Hause ist. Seit 250 Jahren.
Das Gebäude der J.C. Fridlin Gewürz AG findet man in Hünenberg in einem unscheinbaren Industriegebäude. Im Innern der Gewürzfabrik geht es geschäftig zu und her. Es wird Kreuzkümmel gemahlen, Gläser laufen über Fliessbänder, Curry wird automatisch abgefüllt, verschlossen, etikettiert und abgepackt.
Es duftet gut in den Räumlichkeiten. «Den Geruch bringt man nicht so schnell wieder raus», sagt Marketingchef André Willimann. «Da braucht es abends dann zwingend eine Dusche.»
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Bild 1 von 3. Es riecht nach Curry: Eine Maschine füllt das Gewürz in Gläser ab. Bildquelle: SRF/Nik Rigert.
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Bild 2 von 3. Fliessbandarbeit: 13 Millionen Gläser werden in der Gewürzfabrik in Hünenberg jährlich abgefüllt. Bildquelle: SRF/Nik Rigert.
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Bild 3 von 3. Marketingchef André Willimann steht im Lager: Die Gewürze werden in 25-Kilo-Säcke verpackt und werden dann an die Industrie weiter verkauft oder als Mischung weiterverarbeitet. Bildquelle: SRF/Nik Rigert.
Die Gewürze und Kräuter, die hier in grossen Mengen abgefertigt werden, stammen aus Mexiko, Namibia, Indien oder Indonesien. Die Fridlin Gewürz AG importiert, verarbeitet und vermischt sie miteinander, füllt sie ab und verkauft sie auf dem Schweizer Markt weiter. Sie ist das grösste Gewürzunternehmen der Schweiz.
Anfangs nur regional tätig – heute schweizweit
Ihre Anfänge nahm das Zuger Familienunternehmen 1775. Johann Caspar Fridlin eröffnete in Zug ein Kolonialwarengeschäft, welches 21 Jahre später bei einem Brand zerstört wurde. 1806 stieg er deshalb in die Produktion von Gewürzen und Tabak ein.
In Oberwil im Kanton Zug sprengten die Franzosen eine Pulverstampfe. Johann Caspar Fridlin kaufte diese nach dem Wiederaufbau und nahm die Produktion der Gewürze auf. Er bekam sie von anderen Schweizer Händlern. Kontakte ins Ausland hatte Fridlin damals kaum. So war das Unternehmen erst sehr regional tätig.
Bei unseren wichtigsten Partnern sind wir regelmässig unterwegs.
Heute ist das anders, die Firma kennt ihre Lieferanten. Da sie viele Gewürze aus Schwellen- und Entwicklungsländern importiert, sind darunter auch instabile Länder wie Syrien, Burkina Faso oder der Iran. Menschenrechte, Kinderarbeit und Umweltzerstörung seien bei ihren Lieferketten durchaus ein Thema, sagt Geschäftsleiter Benno Wyss: «Wir versuchen möglichst vor Ort Einfluss zu nehmen. Bei unseren wichtigsten Partnern sind wir regelmässig unterwegs, gehen auf die Felder und reden mit den Landwirten.»
Ihre Lieferanten müssen Zertifikate wie «Max Havelaar» oder «Bio Knospe» vorweisen. Allerdings: Im internationalen Gewürzhandel können sich die Verhältnisse rasch ändern. Dann müsse man reagieren, sagt Benno Wyss. Ein Beispiel: Wegen des Ukrainekriegs hätten sie keinen Senf und keinen Koriander mehr aus Russland importiert.
Wenig Eigenprodukte
Die Fridlin Gewürz AG hat 60 Angestellte: Pro Jahr werden etwa 2000 Tonnen Rohstoffe zu Gewürzen verarbeitet. In fast jedem Schweizer Haushalt sind die Gewürze oder Gewürzmischungen zu finden. Und dennoch: Kennen tun die Firma nur wenige. Der Grund: Das Gewürzunternehmen produziert hauptsächlich für Eigenmarken grosser Ketten – wie Coop oder Migros.
Auf den Gewürzen steht also selten der Name des Unternehmens. Einige wenige gibt es trotzdem. Das seien dann Spezialitäten wie der Kubebenpfeffer, sagt Benno Wyss: «Den streue ich jeweils auf die Vanilleglacé. Er ist ein bisschen crunchy und vom Aroma her hat er eine frische Lemon-Note.»