Im Kanton Thurgau waren die Streusalz-Reserven kurz vor Weihnachten dahingeschmolzen. Kurt Bitzer, beim Tiefbauamt zuständig für den Strassenunterhalt, musste zusätzliches Auftausalz in den Silos haben – innerhalb einer Woche. «Das ist normalerweise ein Problem mit der Bahn», so Bitzer. Weil der Bahntransport nicht so kurzfristig erfolgen könne, müsse man im Thurgau auf Lastwagen ausweichen, die das Salz in Basel in den Rhein-Salinen holen.
Bis anhin kam für kurzfristige Bestellungen nur der Lastwagentransport in Frage. «Wenn wir zum Beispiel einen kurzfristigen Wetterumschlag haben – das klassische Beispiel ist ein Eisregen – dann wird innert kürzester Zeit sehr viel Salz gebraucht», erklärt Urs Hofmeier, Geschäftsleiter der Schweizer Salinen.
Kleinere Lager seien schnell leer – und dann müsse Salz her, so schnell wie möglich. «Heute können wir das meistens nur mit Lastwagen machen, weil die SBB einfach nicht schnell genug reagieren kann», sagt Hofmeier.
Die SBB kann einfach nicht schnell genug reagieren
SBB Cargo passt Abläufe an
Mit besseren Abläufen bei SBB Cargo könnte mehr als ein Drittel des Auftausalzes per Bahn ausgeliefert werden. Deshalb hat SBB Cargo ihre Abläufe bei der Saline Riburg im Aargauischen Möhlin angepasst.
Konkret geht es um die Transporte von Auftausalz Richtung Ostschweiz und ins Tessin, die probeweise anders organisiert werden. Davon profitieren die Schweizer Salinen, die Gemeinden sowie die Kantone, die beim Wetterumschwung rasch auf Zusatz-Lieferungen angewiesen sind.
Mit dem neuen System können wir unsere Kapazität verdoppeln
«Der zentrale Vorteil ist, dass unsere Wagen zum Beispiel nicht acht Tage brauchen, bis sie wieder zurück sind, sondern nur vier», so Hofmeier, «damit können wir die Menge verdoppeln, die wir unseren Kunden liefern können.»
Wird das System bald ausgebaut?
Der Test läuft seit Anfang Februar. «Sollte sich das System bewähren, werden wir für die kommende Fahplan-Periode 2018/19 weitere Destinationen ab Möhlin anbinden», schreibt die SBB auf Anfrage.
Angedacht sind verbesserte Abläufe der Salz-Transporte Richtung Genf, Sion und nach Landquart. So könnten die Reserven an Streusalz auch bei garstigem Winterwetter mit der Güterbahn beliefert werden – ein Beitrag an die Sicherheit auf der Strasse, an die Umwelt und an den Schienen-Güterverkehr, welcher vor politischen, logistischen und finanziellen Herausforderungen steht.