Was ist das Gegenteil von provisorisch? Das Globus-Provisorium!
Eine solche Bemerkung dürfte Kritikerinnen und Kritikern auf der Zunge liegen. Denn das Gebäude in der Nähe des Zürcher Hauptbahnhofes wurde ursprünglich für acht Jahre gebaut. Als Zwischenlösung, als Provisorium. Nun steht es seit über sechzig Jahren. Sämtliche Umbaupläne, von einem Rathaus bis hin zu einem Kongresszentrum, sind seither gescheitert.
Jetzt hat die Stadt Zürich einen neuen Anlauf genommen. Eine Gruppe von sechzig Anwohnerinnen, Experten und Politikerinnen hat über die Zukunft des Gebäudes nachgedacht. Fazit: In seiner heutigen Form soll es das Provisorium nicht mehr geben.
Mehr Grünflächen, mehr Freiräume
«Eine reine Konservierung des Gebäudes stand in der Diskussion nicht an erster Stelle», sagt Katrin Gügler als Direktorin des Amtes für Städtebau. Einen Abriss und kompletten Neubau kann sich das sogenannte Forum Papierwerd aber ebenfalls nicht vorstellen. «Tabula rasa erhielt keine breite Unterstützung.»
Stattdessen ist für die Gruppe denkbar, das Provisorium umzugestalten. Teile des Gebäudes sollen weiterverwendet werden. «Es geht um eine Art Spurensicherung im Sinn der Geschichte», sagt Gügler. Die Gruppe wünscht sich zudem mehr Grünflächen und Freiräume.
Die Ideensammlung ist ein weiterer Schritt, um für das polarisierende Gebäude eine Lösung zu finden. «Über kaum ein anderes Haus in der Stadt Zürich wurde mehr diskutiert, gestritten und geschrieben», hielt der Stadtrat vor ein paar Jahren fest. Die einen sehen im Bau einen Schandfleck, für andere ist er ein wichtiges Zeitzeugnis.
Heute ist im Provisorium eine Coop-Filiale drin. Entstanden ist das Gebäude 1961 für das Warenhaus Globus. Es sollte nur bis zur Einweihung eines neuen Globus-Geschäfts in der Zürcher Bahnhofstrasse stehen.
Die Geschichte des Areals
Doch es kam anders: Zwar zog Globus 1967 an seinen neuen Standort. Ein Jahr später sprach sich die Stimmbevölkerung aber gegen einen Abriss aus. Noch im selben Jahr wurde das Provisorium wegen der Globus-Krawalle schweizweit bekannt.
Am 29. Juni 1968 wurde der Bau zum Zentrum der Schweizer Jugendunruhen. Hunderte Demonstrantinnen und Demonstranten forderten vor dem Gebäude, dass daraus ein autonomes Jugendzentrum wird. Die friedliche Aktion endete blutig: Es kam zu heftigen Strassenschlachten mit der Polizei.
Wie stark polarisieren auch jene Zukunftspläne, die nun vorliegen? Zürcherinnen und Zürcher können sich bis zum 21. Dezember online dazu äussern. Darauf gestützt arbeitet der Stadtrat eine neue Strategie aus.