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Gold-Deal mit Eritrea Schweizer Geschäfte mit einem geächteten Regime

  • Die Schweiz hat von 2011 bis 2013 für rund 400 Millionen Franken Rohgold aus Eritrea importiert. Schweizer Firmen haben es raffiniert und daraus Goldbarren gegossen.
  • Die Bisha-Goldmine gehört zu 40 Prozent dem repressiven eritreischen Regime.
  • Ein ehemaliger Arbeiter der Mine lebt heute als Flüchtling in der Schweiz. Er erzählt von Zwangsarbeit beim Bau der Mine.
  • Aus keinem anderen Land kommen so viele Asylsuchende in die Schweiz wie aus Eritrea. Die Mine ist eine der wichtigsten Einnahmequellen des Regimes.
  • Asylpolitiker von links bis rechts kritisieren die Millionengeschäfte scharf.

«Für mich stellt sich die Frage, ob der Bundesrat von diesen Geschäften wusste», sagt der Aargauer Ständerat Philipp Müller (FDP) dazu. Es könne doch nicht sein, dass die Schweiz ein solches Regime finanziere, das tausende Menschen in die Flucht treibe, so Müller gegenüber der «Rundschau».

Parlamentarier von links bis rechts sind empört über die Millionengeschäfte mit eritreischem Gold: Für SP-Nationalrätin Yvonne Feri (SP/AG) sind das «moralisch absolut verwerfliche» Geschäftspraktiken. Der SVP-Asylpolitiker Heinz Brand findet es angesichts der Anzahl Asylgesuche «skandalös», dass dieses Gold in der Schweiz verarbeitet wurde.

Millionen-Einnahmen für umstrittenes Regime

Schweizer Firmen haben von 2011 bis 2013 rund 22 Tonnen Rohgold mit einem Wert von fast 400 Millionen Franken aus Eritrea importiert.

Die damals einzige Mine Eritreas gehört zu 40 Prozent der umstrittenen Regierung von Präsident Isayas Afwerki. Die UNO bezeichnet das Regime in Asmara als eines der repressivsten von ganz Afrika. Die Bisha-Mine ist die wohl wichtigste Einnahmequelle der Regierung.

Ein ehemaliger Arbeiter berichtet gar von «Zwangsarbeit». «Es war unglaublich hart. Mitten in der Wüste und über 45 Grad heiss. Einige Arbeiter sind gestorben», erzählt Abadi Gebremeskel im Interview mit der «Rundschau». Er lebt heute als Flüchtling in der Schweiz. Er war beim Bau der Bisha-Goldmine für eine staatliche eritreische Baufirma tätig: «Ich schätze, dass rund 80 Prozent der Arbeiter aus dem Militärdienst kamen und zur Arbeit gezwungen wurden», so Gebremeskel weiter.

Betroffener Konzern wehrt sich gegen Vorwürfe

Der Bund hat bis jetzt nur allgemein auf die Fragen der «Rundschau» reagiert. Der Bundesrat setzte sich für mehr Transparenz im Rohstoffhandel ein. «Der von Ihnen recherchierte Fall zeigt, wie wichtig Transparenz ist», schreibt das Generalsekretariat des eidgenössischen Polizei- und Justizdepartementes (EJPD).

Die kanadische Minenfirma Nevsun, Hauptaktionärin der Bisha-Mine, wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe, es habe beim Bau Zwangsarbeit gegeben. Interne und externe Untersuchungen hätten die Anschuldigungen der ehemaligen Arbeiter nicht belegen können. Man habe der Baufirma vertraglich verboten, Zwangsarbeiter einzusetzen. In Kanada haben ehemalige Arbeiter eine Zivilklage gegen den Konzern eingereicht.

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