Der Gotthard-Pass
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Bild 1 von 11. Um 1200 wagten sich erste Säumerkolonnen über den Gotthard. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 11. Die mystische Schöllenenschlucht, gezeichnet um 1780. Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 11. Ross und Wagen verdrängten zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Säumerei. Bildquelle: zvg.
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Bild 4 von 11. Das Gemälde zeigt den Bau der zweiten Teufelsbrücke. 1830 wurde sie fertiggestellt. Sie steht heute noch. Bildquelle: zvg.
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Bild 5 von 11. Die Teufelsbrücke inspirierte auch den deutschen Landschaftsmaler Karl Millner. Bildquelle: zvg.
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Bild 6 von 11. Eine Postkutsche auf dem Weg über den Gotthardpass. Auf den holprigen Strassen dauerte die Reise Flüelen-Como 23 Stunden. Bildquelle: zvg.
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Bild 7 von 11. Kurz vor 1900 tauchten die ersten Autos am Gotthard auf. Bildquelle: zvg.
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Bild 8 von 11. Die Tremola im Jahr 1928. Bildquelle: zvg.
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Bild 9 von 11. Im Sommer 1969 ist geduld gefragt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 11. Eine Blechlawine 1964 auf der Gotthard-Passstrasse. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 11. Schiller dichtete einst bei Wilhelm Tell: So immer steigend, kommt Ihr auf die Höhen Des Gotthards, wo die Ewg'en Seen sind Die von des Himmels Strömen selbst sich füllen Dort nehmt Ihr Abschied von der deutschen Erde, Und muntern Laufs führt Euch ein andrer Strom Ins Land Italien hinab, Euch das gelobte . Bildquelle: Keystone.
SRF News: Helmut Stalder, der Aufmarsch europäischer Spitzenpolitiker von Merkel bis Renzi bei der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels zeigt die Bedeutung der Alpentransversale für ganz Europa. Wie konnte es dennoch gelingen, dass nach Jahrhunderten mit Kriegen und Machtkämpfen zwischen den Grossmächten 2016 ein Kleinstaat diesen Tunnel auf seinem Territorium eröffnen kann?
Helmut Stalder: Die Bewahrung der Sattelposition über den Alpenpässen war gewissermassen schon immer die Ur-Aufgabe der Schweiz. Als Frankreich um 1800 die Schweiz besetzte, wäre es für Napoleon ein Leichtes gewesen, daraus zwei Departemente zu machen. Er annektierte jedoch nur das Wallis weil er den Wert eines Kleinstaates als neutrale Zone erkannte. Dieselbe Logik setzte sich dann auch 1815 am Wiener Kongress durch: Ein kleiner, neutralen Staat konnte die Alpenpässe einerseits für den europäischen Verkehr durchlässig machen und sie gleichzeitig jeder Grossmacht entziehen. Diese Aufgabe ist eine Konstante in der Geschichte der Schweiz.
Aufgrund dieser Konstanten bezeichnen Sie den Gotthard auch als europäisches Triebwerk der Globalisierung. Wie meinen Sie das?
Die Verkehrsentwicklung am Gotthard über die Jahrhunderte ist im Grunde die Entwicklung einer schrittweisen Globalisierung: Um etwa 1200 begann im Alpenraum eine Arbeitsteilung. Die Menschen, die bisher als Selbstversorger gelebt hatten, begannen sich auf das zu konzentrieren, was in ihrem Gebiet produktiv war. Die Überschüsse mussten zum Markt gebracht und verkauft, andere Güter gekauft werden. Das ist das Grundprinzip der Globalisierung: Arbeitsteilung, Handel und Verkehr.
Dieser Prozess, der im Mittelalter einsetzte, zeigt sich am Gotthard: Mit jedem Ausbauschritt wurden die Räume weiter, in denen man Handel trieb und Güter austauschte. Bis heute, wo die Neat die Wirtschaftsräume des gesamten Kontinents miteinander verknüpft.
Sie sprechen von Konstanten im Bezug auf die Rolle der Schweiz gewissermassen als neutrale Hüterin Alpentransversale und des Gotthard als Katalysator der Globalisierung. Wie werden sich diese Konstanten fortsetzen?
Eigentlich ist die Mission der Schweiz als Pass- oder Gotthard-Staat mit dem Basistunnel vollendet. Früher folgten die Wege durch die Alpen der Natur, mit Serpentinen und Kurven. Mit jedem Bauwerk wurden die Serpentinen begradigt und die Steigung gesenkt.
Mit der Neat sind wir am Endpunkt angelangt, das ist nicht mehr zu steigern. Die Alpen sind nun nicht einfach ein weiteres Mal durchstochen. Sie sind negiert und eliminiert, für den Verkehr nicht mehr existent. Was die Schweiz über Jahrhunderte geprägt hat und auch die Identität des Landes ausmacht, ist mit der Neat erfüllt.