Zum Inhalt springen

Grenzen des Miliz-Systems Gemeinden fehlen junge Kommunalpolitiker

  • Schweizer Gemeinden haben zunehmend Mühe, junge Menschen für ein politisches Amt zu rekrutieren.
  • Grundsätzlich wäre aber jeder fünfte junge Erwachsene bereit, sich politisch zu engagieren, ergab eine Studie der Hochschule Chur.
  • Für Gemeinden haben die Forscher zusammen mit dem Schweizerischen Gemeindeverband eine spezielle Internetseite mit Empfehlungen aufgeschaltet.

Die Schweiz hat über 2000 Gemeinden. Gemäss der Umfrage der Hochschule Chur haben mehr als Zweidrittel der Gemeinden Mühe, junge Erwachsene für ein politisches Amt zu finden. So sind im ganzen Land nur 760 junge Erwachsene in einer Gemeinde-Exekutive tätig, schätzen die Forscher.

Da liege ein grosses Potential brach, sagt Studienleiter Curdin Derungs von der Hochschule Chur. Sie hätten festgestellt, «dass das Rekrutierungspotential vorhanden ist. Es gebe noch eine grosse Minderheit von 20 Prozent an, dass sie Interesse hätten, ein Amt in der Gemeindepolitik zu übernehmen.»

Zeichen der Hoffnung

Dass jeder fünfte junge Erwachsene grundsätzlich bereit wäre, sich politisch zu engagieren sei ein Zeichen der Hoffnung. Aber, so sagen die Forscher, die Gemeinden gingen zu wenig auf die 25- bis 35-Jährigen zu: «Es braucht eine bessere Ansprache der jungen Erwachsenen. Wir stellen fest, dass nur ungefähr zehn Prozent der jungen Erwachsenen überhaupt einmal angefragt wurden, ein solches Amt zu übernehmen. Das ist sehr wenig.»

Und die jungen Erwachsenen wüssten auch zu wenig, dass die Gemeinden an ihnen interessiert seien und dass sie sich selber für ein Amt bewerben könnten.

Persönliche Ansprache wichtig

Das Nachwuchsproblem beginne schon bei der Mobilisierung. Wenn die 25- bis 35-Jährigen zum Beispiel nie an der Gemeindeversammlung teilnähmen, dann seien sie nicht in das politische Geschehen involviert.

Curdin Derungs schlägt den Gemeinden deshalb vor, sie sollten die jungen Erwachsenen vor der Gemeindeversammlung persönlich ansprechen: «Es geht auch darum, die bestehenden Institutionen Jugend-gerechter zu machen. Das Erste wäre schon mal zu versuchen, über Whatsapp und SMS die Jungen zu mobilisieren.»

Spezielle Internetseite für Gemeinden

Wenn die Gemeinden einen direkten Kontakt zu den 25- bis 35-Jährigen suchten, könnten sie das Potential besser ausschöpfen, glaubt Derungs.

Nun haben die Churer Forscher (zusammen mit dem Schweizerischen Gemeindeverband) eine spezielle Internetseite aufgeschaltet. Dort finden die Gemeinden eine Reihe von Empfehlungen, wie sie ihre Rekrutierungsprobleme angehen und so das Milizsystem am Leben erhalten können.

Meistgelesene Artikel