Fast 18‘000 Offiziere zählt die Schweizer Armee. Sie alle haben Anfang Woche Post vom Armeechef erhalten. Auf anderthalb Seiten erklärt André Blattmann den Leutnants, Majoren und Obersten, weshalb es keine Alternative zum Gripen gebe. Oder weshalb der Kampfjet auch finanziell die richtige Lösung sei.
Der Brief ist eine Premiere: Noch nie hat sich Blattmann vor einer Abstimmung zu Militärthemen auf diesem Weg direkt an die Miliz-Offiziere gewandt.
«Brief ist sicher grenzwertig»
Roland Fischer war selbst Offizier, Hauptmann der Fliegerabwehr. Heute kämpft der grünliberale Nationalrat gegen den Gripen und er hält die Aktion des Armeechefs für zweifelhaft: «Der Brief ist sicher grenzwertig, weil es ist unüblich, dass der Chef der Armee einen Brief an seine Offiziere schreibt und sie mehr oder weniger für eine Schlussoffensive im Abstimmungskampf mobilisiert», sagt er gegenüber SRF.
Hintergrund sei wohl das erwartete, knappe Abstimmungsresultat. «Da ist es wahrscheinlich Ausdruck von einer gewissen Unsicherheit der Armeeführung und wahrscheinlich ein bisschen Nervosität», sagt Fischer.
Müller findet es selbstverständlich
Nervosität? Angesprochen darauf, entgegnet FDP-Präsident Philipp Müller: «Ich glaube nicht, dass unser Armeechef nervös ist. Selbstverständlich engagiert er sich.» Und Müller fügt an: «Ich finde das wirklich unproblematisch. Das sind Armeeangehörige, die von ihrem Chef sozusagen mit Argumenten bedient werden. Die Angeschriebenen bestimmen ja, wie sie am Schluss abstimmen werden.» Ein enges Rennen zeichne sich ab, da brauche es das Engagement von allen.
Müller und mit ihm die Präsidenten von SVP, CVP und BDP treten am Donnerstag gemeinsam auf dem Bundesplatz auf. Eine letzte Aktion, um die Befürworter an die Urne zu bringen. Die Gripen-Gegner auf der anderen Seite schicken in diesen Tagen noch einmal alle ihre Helfer auf die Strasse. Bei Ausgangslagen wie diesen gilt: Wer besser mobilisiert, gewinnt.