Worum geht es? Der Bahnhof Bern hat ein Platzproblem. Jeden Tag steigen hier 300'000 Menschen ein und aus. Besonders zu Stosszeiten ist das Gedränge auf den Perrons und in der Bahnhofshalle gross. Darum wird der Bahnhof seit 2017 saniert. Dabei gibt es zwei Teilprojekte: Einen neuen RBS-Bahnhof im Untergrund und neue Zugänge und Unterführungen zum SBB-Bahnhof. Begleitend setzt die Stadt Bern Verkehrsmassnahmen um.
Was ist nun das Problem? Ursprünglich hätte der neue Bahnhof ab 2027 in Etappen eröffnet werden sollen. Doch wegen Einsprachen und Bau-Problemen wurde die Eröffnung bereits mehrfach verschoben, zuletzt auf Ende 2029. Jetzt ist klar: Der Ausbau wird – Stand heute – gar bis 2031 dauern.
Weshalb schon wieder Verzögerungen? Während der laufenden Bauarbeiten sind laut SBB-Gesamtprojektleiter Benno Nussberger mehrere Probleme aufgetreten. Beim Abbruch des Gebäudes hinter dem Berner Generationenhaus zum Beispiel seien Werkleitungen aufgetaucht, die in alten Bauplänen nicht eingezeichnet waren. «Diese müssen wir umlegen oder neu machen.» Ausserdem habe man im Untergrund Asbest entdeckt. Und: Problematisch sei auch der Einbau der neuen Glasfront an Gleis eins. «Dieser ist statisch komplizierter als angenommen», sagt Nussberger. «Es braucht zusätzliche Stützen und ein verstärktes Fundament». Damit seien zusätzliche Bauarbeiten nötig, was wiederum zu Verzögerungen führe.
Wie ist der Stand beim neuen RBS-Bahnhof? Dort laufen die Bauarbeiten laut RBS-Gesamtprojektleiter Adrian Wildbolz wie geplant: «Der Rohbau ist fertig, jetzt müssen wir daraus einen Bahnhof machen.» Doch: Auch wenn die Bauarbeiten beim neuen RBS-Bahnhof bereits fortgeschritten sind – eine Eröffnung vor 2031 ist nicht möglich. Denn der RBS- und der SBB-Bahnhof sind baulich miteinander verbunden. Gibt es beim einen Projekt Verzögerungen, muss auch das andere warten.
Wie hoch sind die Mehrkosten? Gegenüber den bisher geplanten Gesamtkosten von 1.2 Milliarden Franken wird das Gesamtprojekt laut SBB rund 200 bis 250 Millionen Franken teurer. Die Höhe und Finanzierung der Mehrkosten in den verschiedenen Projekten werden jedoch erst 2026 bekanntgegeben. Für das Gesamtprojekt gilt im Grundsatz: Der Bund und der Kanton Bern leisten die Hauptfinanzierung. Die Stadt Bern beteiligt sich an den Verkehrsmassnahmen.
Was sagt der Kanton dazu? «Die Verzögerungen sind ausserordentlich ärgerlich», sagt Christian Aebi, Leiter des Amts öffentlicher Verkehr des Kantons Bern. «Es ist eng im Bahnhof und während des Ausbaus noch enger – wir blangen darauf, dass es vorwärtsgeht.» Doch die Bauherren könnten begründen, weshalb alles länger daure. «Der Kanton schaut hier genau hin», sagt Aebi.
Was bedeuten die Verzögerungen für Reisende? Sie sind laut SBB vor allem von zusätzlichem Lärm und längeren Einschränkungen im Bahnhof betroffen. Beim RBS-Bahnhof sollen bis auf Weiteres die bestehenden Glasschiebetüren dafür sorgen, dass Pendlerinnen und Pendler aneinander vorbeikommen.
Wie definitiv ist 2031? «Wir haben sehr viele Abhängigkeiten und müssen uns mit der Stadt und der RBS abstimmen», sagt SBB-Gesamtprojektleiter Benno Nussberger. Dennoch ist er zuversichtlich, dass die Inbetriebnahme 2031 erfolgen kann.