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Grosse kantonale Unterschiede Preisüberwacher kritisiert Heimkosten

Stefan Meierhans fordert die Kantone auf, bei zu hohen Pensions- und Betreuungskosten in Pflegeheimen zu intervenieren.

Zum ersten Mal hat Preisüberwacher Stefan Meierhans einen gross angelegten Preisvergleich der Aufenthalts- und Betreuungstaxen in Schweizer Alters- und Pflegheimen durchgeführt.

Dabei treten massive Unterschiede zutage: Im Kanton Genf etwa, dem teuersten Kanton, müssen Heimbewohner durchschnittlich 227 Franken bezahlen. Im Nachbarkanton Wallis, wo die Preise am tiefsten sind, beläuft sich der Tagespreis auf 121 Franken. Das ist eine Differenz von über 100 Franken pro Tag.

Angeschaut hat sich der Preisüberwacher die Kosten für ein «Standard-Einzelzimmer» und hat dafür 91 Prozent der Schweizer Alters- und Pflegeheime unter die Lupe genommen.

Grafik Kosten
Legende: SRF

Im Gegensatz zu den Pflegekosten bezahlen Bewohner in Alters- und Pflegeheimen die Kosten für Betreuung und Hotellerie selber: Die massiven Preisdifferenzen zwischen den Kantonen wirken sich also direkt aufs Portemonnaie der Heimbewohner aus.

Im Unterschied zu den Pflegetaxen, die reguliert sind, haben die meisten Alters- und Pflegheime bei der Festsetzung der Taxen für Betreuung und Hotellerie freie Hand. Nur wenige Kantone setzen diese Taxen selber fest.

Preisüberwacher Meierhans kritisiert dies und fordert nun die Kantone auf, die Heimtaxen besser zu kontrollieren.

«Eine Spur Willkür»

Meierhans kommt zum Schluss, dass nicht überall die gleichen Massstäbe zur Kostenkalkulation gelten würden und der Preissetzung «oft eine Spur Willkür» anhafte.

Hintergrund für die teils hohen Kosten dürfte mancherorts sein, dass den Heimen im Bereich der Pflege häufig Defizite entstehen, die sie selber tragen müssen. Erwirtschaften sie im Bereich der Betreuung und der Hotellerie einen Gewinn, können sie so die defizitäre Pflege quersubventionieren.

Das Problem kennt Sandro Zamengo, Direktor des Alterszentrums am Bachgraben in Allschwil (BL): «Wir müssen die Fehlbeträge bei den Pflegekosten teils über die Quersubventionierung auffüllen.»

Viele Optionen gäbe es nicht. «Entweder ich mache es mit der Quersubventionierung, ich schreibe Verluste oder ich baue Personal ab». Laut Zamengo dürften derzeit rund 50 Prozent der Schweizer Pflegeheime solche Quersubventionierungen machen.

Grafik Kosten
Legende: SRF

Kantone in der Pflicht

Der Preisüberwacher gibt deshalb zuhanden der Politik verschiedene Empfehlungen ab. So sei eine einheitliche Methode zur Kostenermittlung bei den Alters- und Pflegheimen zu etablieren. Weiter plädiert er für eine heimspezifische Arbeitszeitanalyse. Diese soll nachweisen, wieviel Zeit effektiv für Pflege, Betreuung und Hotellerie aufgewendet wird.

Schliesslich sollen die Kantone besser kontrollieren und intervenieren, wenn sich Hinweise auf mehr als kostendeckende Pensions- und Betreuungskosten finden.

Genau das mache man bereits, sagt der Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, der Zürcher FDP-Regierungsrat Thomas Heiniger: «Es kommt immer noch zu Quersubventionierungen und das sollte nicht sein. Im Kanton Zürich habe ich Gemeinden und Heime schriftlich darauf hingewiesen, dass es hierbei Korrekturen brauche».

In vielen Kantonen sind die Pflegekosten nicht vollständig durch die öffentliche Hand gedeckt. Das zeigt eine Statistik der sozialmedizinischen Institutionen, die Curaviva, der Branchenverband der Schweizer Pflegeheime, erstellt hat.

Curaviva schätzt, dass den Pflegeheimen gesamtschweizerisch ungedeckte Pflegekosten von bis zu 300 Millionen Franken pro Jahr entstehen. Das Thema Quersubventionierung durch hohe Aufenthaltskosten dürfte die Kantone also noch länger beschäftigen.

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