Auf dem grössten Friedhof in Basel gibt es viel Leben: Auf dem «Hörnli» haben sich nämlich etwa 60 Rehe niedergelassen. Diese kamen vor Jahren vom nahegelegenen Wald, um sich auf dem Friedhof die Bäuche vollzuschlagen.
Dass sie sich am Grabschmuck bedienen, kommt den Kanton aber teuer zu stehen. Schon vor zwei Jahren, als erst etwa 25 Tiere auf dem Friedhof lebten, klagte die Basler Stadtgärtnerei darüber. Für Ersatzpflanzungen und das Vergrämen der Tiere müsse sie jährlich etwa 100'000 Franken aufwenden.
Das Vergrämen brachte aber offensichtlich wenig: Die Tiere haben sich nämlich weiterhin stark vermehrt. Damit haben sie nicht nur grosse Schäden verursacht. «Der Platz ist auch schlicht zu klein für eine derart grosse Population», sagt Baudirektorin Esther Keller. «Das wiederum führt zu Stress und schlechter Gesundheit.» Sie befürchtet zudem, dass es zu Inzucht kommt, was den Tieren ebenfalls schade.
Der Kanton hatte deswegen eigentlich schon längst beschlossen, die Tiere abzuschiessen. Das führte aber zu Protesten. Unter anderem forderten 80'000 Personen mit ihrer Unterschrift unter einer Petition, man möge die Tiere am Leben lassen.
Schlussendlich gab der Kanton sein Unterfangen auf – er liess die Tiere am Leben und setzte vermehrt auf das Vergrämen. Dies nicht zuletzt, weil sich mittlerweile auch die Fondation Franz Weber in den Streit in Basel eingemischt hatte.
Zusammen mit der Fondation Weber hat der Kanton nun eine Lösung gefunden, wie man den Tieren auf dem «Hörnli» Herr werden könnte: Die Rehe werden umgesiedelt statt abgeschossen.
Ab in den Jura
Noch im Februar wird der Friedhof deshalb an zwei Tagen geschlossen. Es sind die Tage, an denen die 20 Rehe eingefangen werden, die zuerst in den Jura gebracht werden. Die Tiere wolle man mit Stellnetzen fangen, in Einzelkisten treiben und dann in den Jura fahren, sagt Esther Keller.
Falls sich das Unterfangen gut entwickle, wolle man die nächste Gruppe einfangen und wegbringen. «Im Jura hat es viel zu fressen für die Tiere», sagt Vera Weber von der Fondation Weber, die den Kompromiss mit der Basler Regierung ausgehandelt hat. «Die Rehe aus Basel sind Wildtiere, die sich dort bestimmt zurechtfinden.»
Sind die Rehe weg, soll ein neuer Zaun gebaut werden, um die Tiere vom Friedhof fernzuhalten. Allerdings wird künftig trotz Umsiedlung nicht die ganze Fläche des Friedhofs ohne Wildtiere sein. Der obere, naturnahe und damit auch waldähnliche Teil des grössten Basler Friedhofs soll den Rehen weiterhin zur Verfügung stehen. Lediglich im Hauptteil des «Hörnli» sollen künftig keine Tiere mehr leben.