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Grüner Flop Frust für Anleger: Totalverlust mit Öko-Holzinvestment

Wer bei der Schweizer Öko-Anlagefirma Sharewood in Balsabäume investiert hat, erleidet Totalverlust. Nun versuchen Anleger, ihre Bäume loszuwerden. Ohne Erfolg.

Vor dem Rundschreiben der Sharewood Switzerland AG aus Zürich haben sich hunderte Öko-Anleger gefürchtet. Vor rund neun Jahren investierten sie insgesamt zwölf Millionen Franken in Balsabäume auf Plantagen in Brasilien. Ende Juli hat nun Sharewood-Chef Peter Möckli die Kunden informiert, dass er «angesichts des gänzlich fehlenden Absatzmarktes» keine andere Möglichkeit mehr sehe, als «das Balsa-Projekt zu stoppen und die Bäume fachgerecht zu zerkleinern und gleich vor Ort in den Boden einzuarbeiten.»

Balsa -Bäume
Legende: Missmanagement bei Sharewood: Keine Abnehmer für Balsa -Bäume gefunden. SRF

Konkret: Sharewood hat sich bei den schnell wachsenden Balsabäumen verspekuliert und keine Abnehmer gefunden. Somit verlieren hunderte Anleger insgesamt zwölf Millionen Franken. Möckli hatte ihnen bis vor kurzem eine Jahresrendite von sechs bis zwölf Prozent in Aussicht gestellt. Nun bekommen sie nicht einmal ihr Geld zurück.

Werbeverbot in Deutschland

Sharewood residiert ausserhalb Zürichs direkt am See. Von hier aus verkaufen Telefonverkäufer Balsa-, Teak- und Eukalyptus-Bäume an Kunden vor allem in der Schweiz, Deutschland und Österreich. 100 Millionen Franken Kundengelder habe Sharewood bisher einkassiert. Der Rendite-Rechner auf der Homepage verspricht für das Hauptgeschäft mit Teakholz Traum-Renditen von sechs bis zwölf Prozent. Aus 31’000 Franken könnten in 20 Jahren 231'000 Franken werden.

«Kassensturz» vom 29.05.2018: Morsche Geldanlage

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Die Firma Sharewood verspricht hohe Renditen beim Kauf exotischer Bäume. Doch die Investoren warten auf ihr Geld.

Tatsächlich hat sich Sharewood auch beim Teakholzgeschäft verspekuliert: Immer mehr Kunden beklagen sich, sie hätten bisher gar keine Rendite oder nur ein paar hundert Franken erhalten. Die Plantagen liegen in der Region Mato Grosso, 2400 Kilometer vom nächsten Überseehafen Santos entfernt. Der Transport von Rundholz per LKW ist viel zu teuer.

In Deutschland, dem wichtigsten Abnehmer der Schweizer Firma, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) Sharewood verboten, für Teak-, Eukalyptus- und Balsa-Bäume zu werben.

Auktionsplattform: Anleger versuchen Bäume abzustossen
Legende: Auktionsplattform: Unsichere Anleger versuchen bereits Bäume abzustossen. SRF

Brisantes Urtiel des Landgerichts Frankfurt

Das Perfide: Weil die Teakholzverträge lange Laufzeiten haben, kann Sharewood jahrelang fleissig Gelder einsammeln. Denn erst, wenn die Bäume nach zehn bis zwanzig Jahren gefällt werden, werden Anleger wirklich wissen, ob Sharewood mit den Teak-Prognosen genau so krass daneben lag wie beim Balsa.

Geheime Baum-Rückkäufe

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«Kassensturz» weiss: Bereits versuchen verunsicherte Anleger ihre langjährigen Investments in Teakbäume abzustossen und sie Sharewood zurückzuverkaufen. Offiziell beteuert Sharewood-Chef Peter Möckli konsequent, Sharewood würde keine Bäume zurückkaufen. Verständlich: Nach dem jetzt öffentlich gemachten Balsa-Debakel würden ihm beunruhigte Anleger die Türe einrennen. Doch «Kassensturz» kennt diverse Fälle, bei denen Möckli mit Anlegern einen Deal gemacht hat. Diese verloren dabei zwar 50 bis 70 Prozent des investierten Geldes. Der Ärger darüber war aber geringer als die Furcht vor einem Totalverlust in ein paar Jahren.

Brisant: Das Landgericht Frankfurt entschied Ende August in erster Instanz, dass Sharewood einer Anlegerin das gesamte investierte Geld nebst Zinsen komplett zurückzahlen muss. Da bei allen Anlegern grösstenteils die gleichen Vertragsunterlagen gelten, kann dieser Entscheid als Präzedenzfall angesehen werden. Das heisst: Mit dem Urteil, das jetzt publik wird, werden viele Anleger versuchen, ihre Verträge rückabzuwickeln. Das kann zu Liquiditätsschwierigkeiten bei der Sharewood Switzerland AG führen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Service

Sharewood-Chef Peter Möckli schreibt zum Urteil, er sei der Meinung, dass es «nicht wasserdicht und nicht korrekt ist. Wir sind überzeugt, dass das Urteil von der nächsten Instanz nicht bestätigt wird.» Es gäbe ein anderes Urteil, welches zu Gunsten von Sharewood ausgefallen sei.

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