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Konzession für Schweizer Fernbusse
Aus Echo der Zeit vom 19.02.2018. Bild: Keystone
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Grünes Licht für Fernbusse «Die Nachfrage dürfte beschränkt bleiben»

Es ist eine Premiere: Das Bundesamt für Verkehr hat dem Busunternehmen Domo Reisen die ersten Konzessionen für Linienfahrten durch die Schweiz erteilt. Für SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim muss sich die SBB vorderhand keine Sorgen machen, dass ihr die Kundschaft abhanden kommt. In punkto Service könnte die Konkurrenz aber Druck aufsetzen.

SRF News: Auch Eurobus möchte in dieses Geschäft einsteigen. Wird diese neue Konkurrenz für die SBB gefährlich?

Matthias Heim: Im Moment sicherlich nicht. Zum einen will der Bund solche Fernbusse lediglich als Ergänzung zum bestehenden öffentlichen Verkehr. Da hierfür eine Konzession nötig ist, hat es der Bund selber in der Hand, das Angebot entsprechend zu steuern. Kommt hinzu, dass die Auflagen recht hoch sind für solche Fernbusanbieter.

Fernbusse sind ein Novum in der Schweiz. Entsprechend fehlen Erfahrungswerte.

Ein Beispiel: Domo Reisen muss extra Busse bauen lassen, die ein rollstuhlgängiges WC haben. Solche Busse gibt es aber auf dem Markt nicht. Das schreckt gewisse Konkurrenten ab, wie mir kürzlich beispielsweise Flixbus als grosser Fernbusanbieter im internationalen Verkehr bestätigt hat.

In Deutschland sind Fernbusslinien ein grosser Erfolg. Die Deutsche Bahn kam in Bedrängnis. Passiert dasselbe jetzt in der Schweiz?

Davon ist derzeit nicht auszugehen. In Deutschland gibt es ja viele Städte und Orte, die nicht oder nur schlecht mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sind. Für diese bieten Fernbusse tatsächlich eine echte Verbesserung. Solche weisse Flecken gibt es aber in der Schweiz kaum; das ÖV-Netz ist hierzulande viel dichter. Kommt hinzu, dass auch die Nachfrage beschränkt sein dürfte. Davon gehen zumindest viele Experten und auch der Bund selber aus.

Domo Reisen wirbt damit, dass sie in der ersten und zweiten Klasse WLAN anbieten werden. Bei solchen Servicedienstleistungen kann sich die SBB sicherlich noch verbessern

Die Strecke Chur-Sitten dauert zum Beispiel mit dem Zug knapp vier Stunden. Mit dem Bus sind es acht. Die Fahrt wird günstiger sein und es wird sicherlich Reisende geben, denen der Preis wichtiger als die Reisedauer ist. Das Potenzial gilt trotzdem als beschränkt. Aber: Fernbusse sind ein Novum in der Schweiz. Entsprechend fehlen Erfahrungswerte.

Quer durch die Schweiz werden die Fernbusse ab März fahren.
Legende: Quer durch die Schweiz werden die Fernbusse ab März fahren. SRF

Zwingen solche Angebote die SBB nicht auch, attraktiver zu werden – auch preislich?

Derzeit wohl kaum. Sicherlich wird die SBB teilweise in der öffentlichen Wahrnehmung unter Druck kommen, beispielsweise bezüglich Serviceleistungen. Domo Reisen wirbt ja damit, dass sie in der ersten und zweiten Klasse WLAN anbieten werden. Bei solchen Servicedienstleistungen kann sich die SBB sicherlich noch verbessern, wenn wir an die Funklöcher während einer Zugfahrt denken.

Bislang galt die Devise, dass die SBB im Fernverkehr ein Monopol hat. Kommt faktisch eine Liberalisierung auf den öffentlichen Verkehr zu?

So wie sich die Ausgangslage heute präsentiert bestimmt nicht. Die Konzession ist ja auch auf drei Jahre befristet und durchaus als Testlauf zu sehen. Die Frage ist aber, ob auf politischer Ebene der Wille und auch eine Mehrheit da ist, um künftig mehr Konkurrenz zuzulassen. Das dürfte aber vor allem den Fernverkehr betreffen, der von kommerziellem Interesse ist. Der Regional- und Lokalverkehr ist in der Regel ein Verlustgeschäft und wird von der öffentlichen Hand stark subventioniert.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

Matthias Heim

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Matthias Heim hat an der Universität Bern und Stockholm Wirtschaftsgeschichte, Staatsrecht und Kunstgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für SRF; unter anderem als Produzent und Redaktor bei SRF 4 News. Seit 2016 ist er auf der Wirtschaftsredaktion von Radio SRF. Zu seinen Hauptthemen gehören Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

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