Beim Krankenkassenvergleich im Internet ist einem «Espresso»-Hörer eine Versicherung der Krankenkasse Progrès ins Auge gestochen, einer Tochter der Helsana-Gruppe. Mit dem Angebot Benefit Plus hätte der Hörer mit einem Rabatt von 17 Prozent einiges an Prämie einsparen können.
Allerdings stellt sich schon beim Einholen der Offerte heraus: Dieses Angebot, ein Hausarztmodell, gibt es an seinem Wohnort in Schaffhausen gar nicht. «Ich habe verschiedene Hausärzte eingegeben», erklärt der Hörer gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Mehr als eine Fehlermeldung gab es aber nie.
Wer den Rabatt will, muss grössere Distanzen hinnehmen
Ja, man habe in Schaffhausen keine Hausärzte mit einem Rabatt von 17 Prozent, bestätigt die Helsana auf Anfrage von «Espresso». Will der Hörer also seinen Hausarzt in Schaffhausen, muss er auf eine teurere Versicherung ausweichen. Andernfalls muss er einen weiteren Weg in Kauf nehmen.
Der nächste Hausarzt, auf dem die Progrès einen Rabatt von 17 Prozent gewährt, befindet sich in Eglisau (ZH). Die Fahrt ins Zürcher Unterland dauert mit dem Auto rund 30 Minuten. Gleicher Fall in Chur: Auch in der Bündner Kantonshauptstadt gibt es keinen Haursarzt, bei dem die Progrès einen Rabatt von 17 Prozent gibt. Die «Espresso»-Hörerin aus Chur müsste eine Fahrt von rund 25 Minuten in Kauf nehmen, in den Nachbarkanton St. Gallen.
«Kasse ködert Kunden»
Der Internet-Vergleichsdienst Comparis kennt das Problem und bezeichnet diese Versicherungsangebote als «leere Produkte». Mediensprecher Felix Schneuwly sagt, Kunden würden immer wieder solche Fälle melden, auch von anderen Krankenkassen. Er vergleicht es mit einem Müesli, bei dem nur die leere Verpackung verkauft wird. Dies sei nicht zulässig.
Allerdings: Gesetzlich ist es nicht vorgeschrieben, wie weit ein Hausarzt maximal vom Wohnort entfernt sein darf. «Wir prüfen nicht, wie weit weg ein Hausarzt von der Wohngemeinde ist», erklärt Helga Portmann vom Bundesamt für Gesundheit. Es gebe auch Menschen, die ihren Hausarzt bewusst am Arbeitsort wählten und nicht am Wohnort.
Fazit: Solche vermeintlichen Prämienschnäppchen sind für den Versicherten zwar ärgerlich, aber rechtens. Und beim «Espresso»-Hörer aus Schaffhausen bleibt der Verdacht: «Man ködert auf diese Art Kunden».