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Gut für die Umwelt Neue Technik: Baselland holt fast alles Metall aus dem Abfall

Dank einem effizienteren Verfahren setzt die Metallrückgewinnungsanlage neue Massstäbe.

Selbst für den Experten ist es überraschend, welche Gegenstände aus Metall sich nach der Verbrennungsanlage noch im Abfall befinden. «Hier haben wir eine Sardinenbüchse, dort eine Felge und da sehe ich ein Scharnier eines Fensterladens», sagt Heinz Schaub, Betriebsleiter der Deponie Elbisgraben im Kanton Baselland. Mit der neuen Metallrückgewinnungsanlage setzt der Baselbieter Betrieb nun schweizweit einen neuen Massstab.

Graue Masse mit einzelnen Metallteilen.
Legende: Alte Büchsen, Siebe, Dosen – alle möglichen Metallteile lassen sich in Schlacke finden. zvg

Auf Schweizer Deponien darf der Restmüll maximal ein Prozent Nichteisenmetall und Edelstahl enthalten. Das schreibt das Gesetz vor. Die neu konzipierte Baselbieter Anlage drückt diesen Wert auf 0.08 Prozent für Nichteisenmetall und 0.05 Prozent beim Edelstahl. Das sei gerade aus ökologischer Sicht eine erfreuliche Verbesserung, sagt Heinz Schaub: «Metalle auf Deponien, besonders Schwermetalle, sind ein Langzeitrisiko. Es ist sinnvoll, so viel wie möglich rauszufiltern.» Ein anderes wichtiges Argument: Metall ist ein Rohstoff, der rückgewonnen, statt deponiert werden soll.

Wirksamste und modernste Anlage der Schweiz

Die Anlage Elbisgraben gewinnt das Altmetall aus sogenannter Schlacke. Als Schlacke werden verbrannte Abfälle aus Kehrichtverbrennungsanlagen bezeichnet: Eine graue Masse, die auf Deponien landet – allerdings noch Reste von Wertstoffen enthält.

Anlage Elbisgraben «frisst» 40'000 Tonnen Schlacke

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Die Metallrückgewinnungsanlage Elbisgraben im Kanton Baselland
Legende: Während rund zwei Jahren wurde die Metallrückgewinnungsanlage Elbisgraben verbessert – die Arbeit wurde wissenschaftlich begleitet. zvg

Die Baselbieter Anlage verarbeitet jährlich rund 40'000 Tonnen Abfall-Schlacke. Auf Förderbändern wird das Material mehrfach gebrochen und sortiert. Dabei wird die Korngrösse immer weiter verringert.

Aus diesen Körnern wird praktisch das gesamte Eisen, rund 95 Prozent des Nichteisenmetalls und 80 Prozent des
Edelstahls zurückgewonnen.

Die rezyklierten Materialien sind fast zur Hälfte Eisen oder Stahl. Rund ein Drittel sind Nichteisenmetalle. Der Rest setzt sich vor allem aus Mineralien und Chromstahl zusammen.

Die Baselbieter Anlage ist erst zwei Jahre alt – und wurde laufend verbessert. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet. Entstanden sei die wirksamste und modernste Anlage für die Rückgewinnung von Metallen der Schweiz.

Altmetalle sind ein wertvoller Rohstoff, den wir unbedingt recyceln sollten.
Autor: Isaac Reber Bau- und Umweltschutzdirektor Baselland

Vereinfacht gesagt wird die Schlacke hier in viel feinere Teile zermahlen als in konventionellen Anlagen. Dadurch lassen sich die Restmetalle besser herausfiltern.

Graues Material auf einen Förderband.
Legende: Auf Förderbändern werden die kleinen Körner zu einem Magnet befördert. zvg

Das wiederum ermöglicht ein umfassenderes Filtern nach Metallen. «Wir brechen die kleinsten Schlacke-Körner nochmals auf. Wenn sich darin auch nur ein kleines Stück Metall befindet, bekommen wir es raus», sagt Betriebsleiter Heinz Schaub. Diese Arbeit erledigen dann Magnete und sogenannte Abscheideranlagen.

«Urban Mining» : Ökologischer als Bergbau

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Metallteile
Legende: Das rezyklierte Material: feine Metallteile. zvg

Unter dem Begriff «Urban Mining» wird die Gewinnung von Rohstoffen im städtischen Umfeld verstanden. Darunter fällt auch das Metall-Recycling aus Schlacke. Dieses Verfahren gilt als wesentlich umweltfreundlicher als der traditionelle Bergbau,
bei dem die Rohstoffe aus dem Erzgestein herausgelöst werden.

Entspricht jährlich 70 Millionen Auto-Kilometer

Einerseits wird Altmetall rezykliert. Anderseits gelangen weniger Altlasten über die Schlacke in die Umwelt. Ausserdem werden weniger zusätzliche Rohstoffe aus intakter Umwelt abgebaut.

Laut dem Kanton Baselland beträgt der ökologische Nutzen der Anlage Elbisgraben umgerechnet der Einsparung von 70 Millionen Auto-Kilometern pro Jahr.

Über die neue Anlage freut sich auch der Baselbieter Umweltdirektor Isaac Reber: «Altmetalle sind ein wertvoller Rohstoff, den wir unbedingt recyceln sollten.» Dazu komme, dass die Deponie-Volumen kostbar seien, ergänzt Reber: «Es ergibt keinen Sinn, diesen Platz mit Wertstoffen zu vergeuden.»

Das lässt sich der Kanton auch einiges kosten: Die Anlage hat rund fünf Millionen Franken gekostet. Die Kosten für den Betrieb würden mittlerweile durch den Verkauf des rückgewonnenen Metalls gedeckt, heisst es beim Kanton.

Regionaljournal Basel, 28.10.2021, 17:30 Uhr ; 

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