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Der trockene Lehmboden lässt Genossenschaftshäuser in Zürich absinken
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 07.10.2020. Bild: Keystone
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Häuser in Schieflage Instabiler Boden lässt Zürcher Reihenhäuser absinken

Drei Häuser der Familien-Genossenschaft Zürich versinken im Erdboden. Mitverantwortlich ist vermutlich der Klimawandel.

Mit über 2000 Wohnungen und Häusern ist sie die grösste Siedlungsgenossenschaft der Schweiz. Nun sieht sich die Familiengenossenschaft Zürich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert. Der Lehmboden, auf dem die Siedlung steht, ist in Bewegung. Dies führt zu Rissbildungen in den Gebäuden. Drei Häuser sind nun so stark betroffen, dass aufwendige Massnahmen nötig werden.

Was ist passiert?

In einem Reiheneinfamilienhaus an der Schweighofstrasse wurden im August starke Rissbildungen festgestellt. Mittels 3D-Überwachung haben Experten festgestellt, dass sich die Häuser absenken und nun schief stehen. Da die Schiefstellung über ein Grad erreicht hat, sind rasche Massnahmen nötig. Es besteht gemäss Newsletter der Familiengenossenschaft aber keine Notsituation für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Was unternimmt die Genossenschaft nun?

Noch in diesem Monat sollen bauliche Massnahmen gestartet werden, sagt Johannes Marx von der Familiengenossenschaft Zürich. «Im konkreten Fall wollen wir das Fundament mit sogenannten Mikropfählen stabilisieren.» Innerhalb und ausserhalb des Hauses sollen demnach Pfähle rund 20 Meter in den Boden gebohrt werden, sodass sie auf festem Grund unterhalb des instabilen Lehmbodens stehen. Die speziellen Bauarbeiten führen dazu, dass die Häuser rund ein halbes Jahr nicht bewohnt werden können.

Wieso haben sich die Häuser abgesenkt?

Wegen des lehmigen Untergrunds wird das Gebiet am Friesenberg auch «Lehmboden-Alp» genannt. Die Familiengenossenschaft Zürich vermutet nun, dass aufgrund langer trockener Phasen der Lehm austrocknet, verstaubt und sich setzt. Dies könne dann zu Rissbildungen in den Gebäuden führen. Die aktuelle Situation an der Schweighofstrasse in Zürich ist kein Einzelfall. Rissbildungen hätten sich in den letzten zwei Jahren gehäuft und seien schon in mehreren Siedlungen vorgekommen.

Älteste Siedlungen am Friesenberg müssen erhalten bleiben

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Gleiche Siedlung, anderer Fall: Die beiden ältesten Siedlungen der Familiengenossenschaft Zürich dürfen nicht abgerissen werden dürfen. Das hat nach dem Verwaltungsgericht nun auch das Bundesgericht entschieden. Die Siedlungen hätten eine sehr hohe Schutzwürdigkeit, es bestehe ein grosses, öffentliches Interesse, die Gründersiedlungen zu erhalten. Dies ist ein Erfolg für den Zürcher Heimatschutz, der sich gegen die Abrisspläne der Genossenschaft gewehrt hatte.

Diese Siedlungen stammen aus den Jahren 1924 - 1926 und umfassen 144 Wohneinheiten. Sie gelten als bauhistorisch bedeutsam und sind inventarisiert, ebenso die dazugehörigen, teils grossen Gärten. Die Familiengenossenschaft zeigt sich in einer Mitteilung unzufrieden mit dem Bundesgerichtsentscheid. Sie wollte die beiden Siedlungen abreissen und durch eine neue, verdichtete Bebauung ersetzten.

Ist der Klimawandel dafür verantwortlich?

Fest steht, dass die trockenen Sommer in den letzten Jahren vermutlich zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Zum Problem von Bodenabsenkungen in Europa hat Klima-Forscherin Sonia Seneviratne von der ETH Zürich eine umfangreiche Studie gemacht. Und sie zeigt sich überzeugt: Dieses Phänomen wird sich in Zukunft häufen – wegen des Klimawandels. «Bodenabsenkungen haben mit der Trockenheit zu tun. Und in vielen Regionen gibt es eine Tendenz hin zu trockenen Phasen – insbesondere in Zentraleuropa.» Für die Schweiz lägen keine genauen Zahlen vor, so Seneviratne. Aber sie könne sich vorstellen, dass das Risiko auch hier steigt.

Portrait von ETH-Klima-Forscherin Sonia Seneviratne
Legende: Sonia Seneviratne forscht an der ETH Zürich und zeigt sich verantwortlich für eine grosse Studie über Bodenabsenkungen. ZVG

Wie geht es nun weiter?

Rissbildungen in Häusern sollen von den Bewohnerinnen und Bewohnern gemeldet werden. Diese werden dann durch die Familiengenossenschaft überprüft. Handelt es sich nicht um harmlose Haarrisse, sondern um kritische Schäden, dann wird laut Familiengenossenschaft ein Ingenieur beigezogen. Genauere Analysen oder bauliche Massnahmen werden dann von der Genossenschaft in die Wege geleitet.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 7.10.2020, 17:30 Uhr;

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