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Warum Zoodirektor Severin Dressen an der Elefantenhaltung festhält
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 17.07.2022. Bild: SRF
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Harte Zeiten für Zoo Zürich «In einer idealen Welt bräuchte es keine Zoos»

Der Zoo Zürich hat schwierige Wochen hinter sich: Gleich zwei junge Elefanten starben innert kurzer Zeit an einem für sie sehr gefährlichen Herpesvirus. Nicht der erste Tiefschlag in der jungen Karriere von Zoodirektor Severin Dressen. Im Interview mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» spricht er über die Elefantenhaltung im Zoo Zürich und zieht Bilanz zu seinen zwei ersten Amtsjahren.

Severin Dressen

Severin Dressen

Direktor Zoo Zürich

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Der gebürtige Kölner Severin Dressen übernahm am 1. Juli 2020 die Leitung des Zoo Zürich, mit erst 32 Jahren. Dressen studierte Biologie in Berlin und London und promovierte in Zoologie an der Universität in Oxford. Er arbeitete danach in verschiedenen Zoos, zuletzt in Wuppertal als stellvertretender Direktor. Severin Dressen ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit seiner Familie in Zürich

SRF News: Nach dem Tod der beiden Elefanten: Wie geht es der übrigen Herde?

Severin Dressen: Die Tiere werden eng überwacht, wie schon zuvor werden sie regelmässig auf die Viren untersucht. Wir haben jetzt noch einen Elefanten im kritischen Alter, Ruwani, da gucken wir natürlich ganz genau hin.

Die verstorbenen Tiere wurden in die Pathologie gebracht. Man erhofft sich von den Untersuchungen auch einen Fortschritt in der Impfstoff-Forschung. Wie gut stehen die Chancen?

Jede Information, jede Probe hilft. Die Forschung an dem Virus wird von den grossen Pharmaunternehmen nicht gepusht, sie ist kommerziell nicht interessant. Es sind wenige Forschungsgruppen, die sich damit befassen. Man hat es bei Corona gesehen: Mit den entsprechenden Mitteln und etwas Glück kann es schnell gehen mit der Entwicklung von Impfstoffen. Wir hoffen natürlich auf etwas Schnelles, aber wir wissen es nicht.

Nach solchen Ereignissen kommen schnell Fragen auf, ob die Haltung von Elefanten im Zoo sinnvoll ist.

Bei den vorliegenden Verlusten ist die Frage fehl am Platz. Das Herpesvirus ist latent bei Elefanten vorhanden. Es bricht in der Wildnis und in Zoos aus. Im Gegensatz zu wilden Elefanten haben Elefanten im Zoo sogar die besseren Chancen, zu überleben. In der Wildnis, ohne Behandlung, liegt die Mortalität bei 100 Prozent.

Selbstverständlich können wir im Zoo Zürich Elefanten artgerecht halten.

Grundsätzlich: Wenn ich der Meinung wäre, dass man Elefanten in Zoos nicht artgerecht halten kann, hätte ich den falschen Job. Elefanten sind unglaublich stark bedroht. Und selbstverständlich können wir sie in einer modernen Anlage wie hier im Zoo Zürich tier- und artgerecht halten.

Sie haben auf den Artenschutz hingewiesen. Es gibt auch Stimmen, die sagen, anstatt Geld in Zoos zu stecken, sollte man ganze Areale in Asien kaufen, wo die Tiere leben könnten, das wäre der beste Artenschutz.

Mit dieser Aussage macht man sich das Leben etwas einfach. In einer idealen Welt bräuchte es keine Zoos, keinen Natur- oder Artenschutz. Man müsste die Menschen auch nicht dafür sensibilisieren, dass Natur und Tiere schützenswert sind. Wir leben aber in einer Welt, in der die Situation jedes Jahr schlechter wird. In der immer mehr Tierarten bedroht sind. Und zwar insbesondere in Ländern, in denen es keine gut funktionierenden staatlichen Strukturen gibt. Und wo es eine Utopie ist, zusätzliche geschützte Gebiete zu generieren. Das zweite sind die Mittel: Es ist häufig viel einfacher, Gelder für etwas aufzutreiben, das hier passiert und konkret vermittelt werden kann.

Am 1. Juli 2020 traten sie die Nachfolge von Alex Rübel an, mit erst 32 Jahren. Vier Tage später kam es zu einer tödlichen Tiger-Attacke auf eine Pflegerin, es folgte Corona mit allen Umtrieben und jetzt die Todesfälle bei den Elefanten – viele Tiefschläge. Wie haben Sie diese beiden ersten Jahre erlebt?

Der Verlust der Tierpflegerin war ein absoluter Tiefpunkt. Grundsätzlich aber überwiegen die positiven Eindrücke. Es ist ein fantastischer Zoo, ein tolles Team. Wir durften den Entwicklungsplan 2050 erarbeiten und mit der Umsetzung anfangen. Das sind ganz tolle Sachen, und wir haben massive Unterstützung aus der Bevölkerung.

Das Gespräch führte Hans-Peter Künzi. Sie finden es in voller Länge im Audio-File.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17.07.22, 17:30 Uhr;

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