In der Westschweiz gibt es eine aktive Bewegung von militanten Tierschützern. Sie setzen sich dafür ein, dass keine Tiere mehr zum Verzehr getötet werden. Diese Art von Tierliebe ist in der Romandie in Hass umgeschlagen. Rund ein Dutzend Metzgereien wurden in Genf und in der Waadt in den letzten Monaten verwüstet. Jeweils nachts schlugen Tierschützer mit Steinen Scheiben ein und verschmierten Fassaden mit Sprayereien.
Anonyme Täter zerstören Metzgerei
Metzger Christian Mansey denkt betrübt an jene Nacht zurück, in der er um zwei Uhr einen Anruf der Polizei erhielt und wenig später in seiner verwüsteten Metzgerei eintraf: «Die Schaufenster waren eingeschlagen. Sie haben Steine geworfen und auch die Scheibe der Schauvitrine in der Metzgerei zerstört.»
Metzger Mansey hat Mühe, den Angriff auf seine Metzgerei zu verkraften. Er findet es sehr feige, wie die Täter vorgingen: anonym und mitten in der Nacht.
Er ist nicht das einzige Opfer. Rund ein Dutzend Metzgereien wurden in den letzten Monaten in der Westschweiz verwüstet. Bekannt dazu hat sich niemand. Die Polizei konnte trotz Auswertung von Videoaufnahmen auch niemanden identifizieren und teilt lediglich mit, die Angriffe trügen die Handschrift militanter Tierschützer. Die Bewegung sogenannter Anti-Speziesisten ist besonders in der Westschweiz gleich mit mehreren Vereinen aktiv.
Tierschützer auch gegen die WM
Auch an einem Public Viewing in Lausanne, in Ouchy am See, protestieren etwas abseits verschiedene Gruppierungen, unter anderen Tierschützer. Auf einer Grossleinwand läuft ein Spiel der Fussball WM. Die Kundgebung ist friedlich. Alizé Verizon ist Mitglied der Tierschutzorganisation PEA, «pour l'égalité animale» (dt. für die Gleichheit der Tiere). Sie ist gegen die WM, weil massenweise streunende Katzen und Hunde an Spielstätten getötet worden seien.
Angesprochen auf die Attacken auf Metzgereien sagt Verizon, dass die Organisation PEA nicht dahinter stecke. Doch verurteilen will sie die Taten nicht. Es seien ja nur Scheiben, die zerschlagen worden seien. Niemand sei verletzt worden. Wenn man in der Welt etwas verändern wolle und ein Dialog unmöglich sei, gehe es manchmal nicht ohne Gewalt. Das hätten unzählige Revolutionen gezeigt. Die junge Frau kämpft für eine Welt, in der Tier und Mensch gleichberechtigt sind.
Ein harter Überlebenskampf
Auch Metzger Christian Mansey kämpft. Seit 32 Jahren führe er diese Metzgerei, sagt er. Täglich arbeite er von morgens früh bis abends spät. Einen Angestellten könne er nicht mehr bezahlen, da er zu wenig Umsatz mache. Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten käme der schlechte Ruf, den Metzger heutzutage hätten, und der durch solche Tierschutzaktionen noch schlechter werde. Manchmal traue er sich fast nicht mehr, zu sagen, was sein Beruf sei.
Er hat Angst, wie die meisten Metzger in der Umgebung. Niemand weiss, wann die militanten Tierschützer zurückkommen. Und niemand weiss, wen es als nächsten trifft.