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Hassprediger nimmt Stellung «Der Übersetzer ist ein Lügner»

Er schürt Hass – und er kassiert Sozialhilfe. Jetzt spricht der Hassprediger aus Biel erstmals selbst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Abu Ramadan predigt in einer Bieler Moschee Hass gegen Andersgläubige und Abkehr vom Staat.
  • Das Geld des Staates nimmt er aber gerne: 600'000 Franken Sozialhilfe soll der Imam kassiert haben.
  • Jetzt wehrt er sich gegen die Vorwürfe: Er sei kein Hassprediger und das Geld habe er rechtmässig erhalten.

Er will Juden, Christen und alle «Feinde der Religion» zerstört sehen. Der libysche Imam Abu Ramadan lebt seit vielen Jahren in der Schweiz und kassiert Sozialhilfe. Die «Rundschau» hat seine Machenschaften letzte Woche aufgedeckt. Jetzt spricht der Imam erstmals selbst – in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger».

«Oh Allah, ich bitte Dich, die Feinde unserer Religion zu zerstören. Zerstöre die Juden, Christen, Hindus, Russen und die Shia», predigte Abu Ramadan vor kurzem in der Bieler Ar’Rahmen-Moschee. Als Hassprediger sieht sich der Imam aber nicht.

«Ich will kein Pardon»

Seine Erklärung: Der Arabisch-Übersetzer lüge. Nur: die «Rundschau» hat die Töne nicht nur dem Übersetzer, sondern auch einer zweiten arabisch-sprechenden Person vorgespielt, welche die Übersetzung bestätigt hat.

Die US-Regierung habe in Afghanistan oder Irak Menschen vernichtet. Das verabscheue er, sagt Abu Ramadan. Er rufe aber niemanden zu einer Tat auf, er bitte nur Allah um Gerechtigkeit. «Ich rede über Leute wie Rumsfeld, Bush oder Blair. Sie töteten über 1,5 Millionen Menschen. Nun sagt Blair einfach, das sei ein Fehler gewesen. Niemand bestraft ihn. Für solche Leute will ich kein Pardon.»

Abu Ramadan betont auch, er habe niemanden zum Dschihad motiviert. Einen Bieler Gymnasiasten, der nach Syrien gegangen sei, habe er lange vor der Abreise aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und der Polizei gemeldet.

Imam spricht keine Landessprache

Der Imam sagt, er sei in die Schweiz gekommen, weil er in seiner Heimat Libyen mit dem Tod bedroht worden sei. Trotzdem reiste er in den vergangenen Jahren zehn- bis zwölfmal in sein Heimatland, wie er im Interview zugibt. Es sei ihm nicht bewusst gewesen, dass er das nicht dürfe. Wegen dieser Reisen hat das Staatssekretariat für Migration dem mutmasslichen Hassprediger den Asylstatus aberkannt. Dagegen wehrt er sich jetzt vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Auch Pilgerreisen unternimmt der 64-Jährige. Er begleite Gläubige als Reiseführer und instruiere sie beim Gebet. Einen Lohn habe er dafür nie erhalten, betont er. Für Flüge und Hotel sei das Reisebüro aufgekommen.

Er sagt, er sei in der Schweiz gut integriert. Er kenne seine Nachbarn in Nidau (BE). Aber er gibt zu, dass er weder Deutsch noch Französisch spricht, obwohl er seit rund zwanzig Jahren in der Schweiz lebt.

Die Sozialgelder habe er rechtmässig erhalten, ist Abu Ramadan überzeugt. Er hätte gerne arbeiten wollen, doch niemand habe ihn eingestellt. Seine Flugtickets nach Libyen habe sein Bruder bezahlt. Ganz zurück in ein islamisches Land will der Imam nicht. Es gebe keines, das sicher sei.

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