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Hausarztpraxen in Not «Es ist zu viel»: Hilferufe der Hausärztinnen

Hausärzte sind am Limit, Dutzende haben Hilferufe unterzeichnet. Die Rettung könnte nahen.

50, 60, manchmal 70 Stunden arbeitet die Hausärztin Sonja Eberhard aus Burgdorf. Sie muss immer Vollgas geben. Dazu kommen Nacht- und Notfalldienste: «70 Stunden arbeiten, das ist nicht mehr gesund.»

Sonja Eberhard
Legende: Bis zu 70 Stunden arbeitet Häusärztin Sonja Eberhard aus Burgdorf. SRF

«Auf ein langes Berufsleben gesehen muss man aufpassen, dass man nicht ausbrennt», sagt sie zu SRF. Ihre Geschichte beschrieb kürzlich ihr Ehemann in der Wochenzeitschrift «Das Magazin». Dies unter dem Titel «Meine Frau ist Hausärztin – wie lange hält sie noch durch?».

Ärztinnen und Ärzte schicken Hilferuf an Berset

Das Problem: Der Mangel an Hausärztinnen gerade im Emmental und Oberaargau – wie in vielen ländlicheren Gebieten der Schweiz – ist akut. Aber auch in Landstädten wie Langenthal.

Nun setzt die ganze Branche einen Hilferuf ab. Über 70 Hausärzte haben ein Positionspapier zum Ärztemangel unterzeichnet. Sie fordern unter anderem eine Taskforce gegen den Personalmangel, ein besseres Tarifsystem und mehr Ausbildungsplätze.

83-jähriger Berner arbeitet immer noch als Landarzt

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Landarzt in Aktion
Legende: Der Berner Landarzt Rupert Spillmann ist seit 20 Jahren pensioniert. Trotzdem arbeitet er weiter als Hausarzt. SRF/Marielle Gygax

Er wäre seit bald 20 Jahren pensioniert und trotzdem praktiziert der Landarzt Rupert Spillmann weiter. In Zeiten von Hausärztinnen-Mangel arbeitet der 83-Jährige weiterhin als Hausarzt in Thierachern im Berner Oberland. Er hat als Arzt eine bewegte Karriere durchlebt, arbeitete einige Jahre in Kolumbien, gründete ein Hilfswerk und zog mit seiner Familie sogar einen Schimpansen auf. Warum arbeitet er immer noch als Hausarzt? Er habe nach wie vor Freude am Beruf. «Ich kann meinen Ruhestand mehr geniessen, wenn ich etwas Sinnvolles mache», sagt er. Mit seiner Tätigkeit helfe er aber trotzdem, den Mangel an Hausarztpersonal abzuschwächen. ( Das ganze Gespräch mit Rupert Spillmann gibt es hier zum Nachhören ).

Der Brief ging etwa an Gesundheitsminister Alain Berset. Ebenso an den Langenthaler Stadtpräsidenten und Grossrat, Reto Müller (SP). Er will im Kantonsparlament mit anderen Politikerinnen und Politikern mehrere Vorstösse einreichen. «Wir müssend dringend etwas unternehmen, um die Hausarztmedizin im Kanton Bern retten zu können.»

Wir müssen dringend etwas unternehmen, um die Hausarztmedizin im Kanton Bern retten zu können.
Autor: Reto Müller Grossrat und Stadtpräsident Langenthal

Diese sei entscheidend für das ganze Gesundheitssystem: «90 Prozent aller medizinischen Probleme können Hausärzte behandeln. Darum müssen wir in der ganzen Schweiz mehr investieren in diese Sparte», so Müller.

Arzt in Praxis
Legende: 60 Prozent der Hausarztpraxen nehmen in gewissen Regionen gar keine Patientinnen und Patienten mehr auf. Keystone/Gaetan Bally

Die Forderungen gehen an den Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg. Dieser sagt zu SRF, dass der Kanton Bern schon viel mache. Etwa mit dem Praxisassistenzprogramm. Dieses schweizweit pionierhafte Modell erlaubt jungen Medizinerinnen und Medizinern, während einigen Monaten in Hausarztpraxen erste Erfahrungen zu sammeln.

Verstärkung für Praxen lässt auf sich warten

Weiter gibt es hunderte zusätzliche Ausbildungsplätze an der Uni Bern. «Wir machen viel, aber es braucht noch ein bisschen Zeit.» Er meint damit die Zeit, bis die Verstärkung in den Praxen tatsächlich ankommt.

972 Hausärztinnen und Kinderärzte gibt es im Kanton Bern
Legende: Im Kanton Bern gibt es 972 Häuserärztinnen und Kinderärzte. Viele davon sind im Pensionsalter. Grafik: SRF

Seit 14 Jahren schon gibt es an der Uni ein Institut für Hausarztmedizin, Medizinstudierende unterstützen zudem Hausarztpraxen. Weiter gibt es seit einigen Jahren einen Lehrstuhl in Hausarztmedizin.

Ich mag den Beruf, es ist eine erfüllende Tätigkeit. Aber die Bedingungen werden immer schlechter.
Autor: Sonja Eberhard Hausärztin

Die Wirkung scheint aber (noch) zu verpuffen. Dies auch, weil viele Hausärztinnen und Hausärzte im Pensionsalter sind und es wegen der alternden Bevölkerung immer mehr Patientinnen im Alter gibt.

Für Sonja Eberhard ist also noch keine Entlastung in Sicht. Würde sie sich unter diesen Umständen wieder für diesen Beruf entscheiden? «Jein. Ich mag den Beruf, es ist eine erfüllende Tätigkeit. Aber die Bedingungen werden immer schlechter.»

Schweiz aktuell, 06.03.2023, 19:00 Uhr ; 

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