Corsin Tuor ist Leiter des Werkdienstes von Rapperswil-Jona. Die Bäume in seiner Stadt liegen ihm am Herzen, doch er weiss, sie sind unter Druck. Der Stadtraum, der immer mehr verbaut werde und häufigere Hitzeperioden setzten den Bäumen zu.
«Der Lebensraum vor allem für junge Bäume wird immer problematischer», sagt Tuor. «Wir wollen natürlich viele Bäume haben in der Stadt, sie fördern die Biodiversität, sorgen für Kühlung und sind auch schön anzuschauen.»
Hilfe in den ersten Jahren
Die noch jungen Bäume müssen für einen guten Start ins Baumleben gewässert werden. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, wie viel Wasser ist wirklich nötig und wann wird es kritisch? Hier setzt das Pilotprojekt an.
Der Lebensraum vor allem für junge Bäume wird immer problematischer.
Corsin Tuor steht auf dem Parkplatz des Strandbads Stampf vor einem jungen Baum, der vor drei Jahren gepflanzt wurde. Er zückt sein Handy und schaut aufs Display. «Wir haben hier eine Sättigung von 53 Prozent.» Die App auf seinem Handy zeigt ihm an, wie feucht es im Boden ist.
Bei drei Bäumen wurden hier Sensoren im Boden installiert. Diese messen, wie feucht es in verschiedenen Tiefen ist. Der Boden sei hier noch ausreichend mit Wasser gesättigt, bilanziert Tuor.
Ressourcen gezielter einsetzen
«Grundsätzlich geht es uns ums Wohl des Baums», sagt Tuor. Dank der Technik könne man nun das Wasser, aber auch das Personal viel gezielter einsetzen. Früher haben man stur ein- oder zweimal pro Woche und Baum gewässert. Heute, mit den Sensoren, könne man vielleicht auch einmal einen Giessvorgang auslassen, wenn es noch genügend feucht ist. «So spart man 100 Liter Wasser pro Baum», erklärt Tuor.
Als zusätzliche Hilfe ist bei jedem Baum auf diesem Parkplatz ein grüner Kunststoffsack angebracht, der mit Wasser befüllt wird. Das kleine Reservoir gibt dann regelmässig etwas Wasser ab. Der Boden soll so immer wieder befeuchtet und der nächste Giesstermin etwas hinausgezögert werden.
Den Bäumen, die mit den technischen Helfern ausgerüstet sind, gehe es gut. In etwa zwei Jahren sollten sie ohne Hilfe zurechtkommen, «wenn das gelungen ist, kann man dann sagen, dass es etwas gebracht hat.»
Sensoren auf dem Vormarsch
Wie junge Bäume bessere Überlebenschancen haben, daran wird auch an der Ostschweizer Fachhochschule OST geforscht. Auf dem Campus gegenüber des Bahnhofs wird an einer intelligenten Baugrube getüftelt. Christian Graf leitet das Projekt.
In fünf bis zehn Jahren wird es Usus sein, dass man bei Neupflanzungen solche Sensoren einbaut.
Die Stossrichtung ist ähnlich, mehrere Sensoren überwachen die Bodenfeuchte und schlagen Alarm, sobald ein gewisser Wert unterschritten wird. Wenn es gelinge, Bäume so zu retten, sei das auch finanziell interessant. Ein neuer Baum koste bis zu 5000 Franken. Noch sind solche technischen Lösungen nicht die Regel. Christian Graf glaubt aber, dass sich das ändern wird.
«In fünf bis zehn Jahren wird es Usus sein, dass man bei Neupflanzungen solche Sensoren einbaut», prognostiziert der Fachhochschulprofessor. Verschiedene Forschungsteams seien am Thema dran.