Knapp 300 Betrugsfälle hat die Suva letztes Jahr aufgedeckt. Das sind weniger als 0,1 Prozent aller gemeldeten Unfälle, ein Tröpfchen auf den heissen Stein bei einer viel höheren Dunkelziffer.
Schon Ende Jahr will man den Betrügern mit High-Tech auf die virtuelle Pelle rücken. Algorithmen, schlaue Computerprogramme, sollen den Schatz heben, auf dem jeder Versicherer sitzt: Die Daten der Versicherten.
Analyse nach Verdachtsmustern
«Die Software analysiert unsere internen Daten auf der Basis von Verdachtsmustern», so Roger Bolt, Teamleiter Missbrauchsbekämpfung der Suva. «Zwei Beispiele: Einerseits können das frühere Unfälle sein, andererseits kann das aber auch die Distanz zwischen Unfall und Arbeitsantritt sein. Das System fasst diese zusammen und gibt uns einen Wert, der die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchs darstellt.»
Konkret: Nach einem gemeldeten Unfall klagt zum Beispiel ein Versicherter über diffuse Schmerzen im Bein – ohne klare Diagnose. Die Software stellt dann eine überdurchschnittliche Lohnsumme und eine überdurchschnittlich Zahl von Unfällen bei der betreffenden Firma fest. Und merkt auch, dass der Unfall gleich am ersten Tag des Arbeitsverhältnisses passiert ist. Dies deutet auf eine hohe Betrugswahrscheinlichkeit hin.
«Wenn wir diese 300 Fälle in 500 Fälle verwandeln könnten, wären wir hier sicher sehr zufrieden, so Roger Bolt. Klingt nach wenig. Aber ein Taggeld-Betrugsfall kann schnell ein halbe Million Franken oder mehr kosten. Geld, das von den ehrlichen Suva-Kunden kommt.
Auch externe Daten werden genutzt, von Facebook zum Beispiel. Eine Bekanntschaft von Unfallbeteiligten lässt sich so beweisen. «Wenn wir wirklich externe Daten für die Beweisführung nutzen, teilen wir das den Versicherten mit», hält Bolt fest. «Und wir benützen nur der Öffentlichkeit zugängliche Daten». Dies ist eine Forderung der Datenschützer, die bei der neuen digitalen Welt der Versicherungen ganz genau hinschauen.