Im letzten Dezember genehmigte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) den präventiven Abschuss von ganzen Wolfsrudeln. Dies wurde durch eine umstrittene Änderung in der Jagdverordnung durch SVP-Bundesrat Albert Rösti möglich. Dieses Jahr dürfen Wölfe bereits früher gejagt werden: ab dem 1. September während der Hochjagd, wo normalerweise Rehe, Hirsche oder Gämse geschossen werden.
Das ändert in Graubünden einiges. Im Bergkanton leben aktuell mindestens 91 Wölfe in zwölf Rudeln. Anfang September startet die traditionelle dreiwöchige Hochjagd. Neu stehen dort auch Wölfe auf der Abschussliste.
Allerdings dürfen die Jägerinnen und Jäger nicht einfach im ganzen Kanton Wölfe jagen. Wie schon im letzten Winter sind Wölfe nur an gewissen Orten zum Abschuss freigegeben. Welche und wo wird bis Mitte August entschieden. «Grundsätzlich werden die Jagden nur bei bewilligten Rudelentnahmen einbezogen. Und dies nur in den entsprechenden Regionen», sagt Arno Puorger, Abteilungsleiter Grossraubtiere beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei.
Ein wichtiger Unterschied zur Sonderjagd, die letzten Winter stattfand, sei: Nur Wölfe, die dieses Jahr geboren wurden, dürfen entnommen werden. «Wir wollen, dass zuerst möglichst die Jungtiere geschossen werden, die im September noch abhängig von Alttieren sind», sagt Puorger weiter.
Heisst konkret: Es soll verhindert werden, dass die Welpen ihre Eltern verlieren, weil die jungen Wölfe alleine nicht überleben könnten. «Wir legen Wert darauf, dass wir hinsichtlich Tierschutz korrekt vorgehen», sagt Puorger. Und Jungtiere können im September noch sehr gut «angesprochen» werden. Aus dem Jagd-Jargon übersetzt heisst das: Die Welpen können einfacher erkannt und von den älteren Tieren unterschieden werden.
Bis bekannt wird, welche Tiere geschossen werden dürfen, werden die Jägerinnen und Jäger im ganzen Kanton Graubünden informiert. Vor der Sonderjagd wurden diese Veranstaltungen nur an jenen Orten durchgeführt, wo auch Rudel bejagt wurden.
Doppelt so viele Informationsanlässe für Jägerinnen und Jäger
Dass jetzt flächendeckend informiert werde, dafür gebe es mehrere Gründe, sagt Arno Puorger: «Der Wolfsbestand breitet sich räumlich aus. Mittlerweile bestehen Wolfsrudel in allen Talschaften oder sind zu erwarten. Ein weiterer Grund ist, dass wir die Bündner Hochjagd in die Regulation einbeziehen.»
Dies bedeute, dass der Kanton mehr Anlässe in den Regionen durchführen müsse. Heuer sind es doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Die Informationsveranstaltungen sind obligatorisch für alle Jägerinnen und Jäger, die an der Bündner Hochjagd während drei Wochen im September teilnehmen dürfen.