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Hochwasser im Emmental «Lokal schlimmer als 2014»: So heftig traf die Flut Kemmeriboden

  • Ein schweres Unwetter hat das Hotel-Restaurant Kemmeriboden-Bad bei Schangnau BE verwüstet.
  • Die Wassermassen überfluteten am frühen Montagabend das beliebte Ausflugsziel im Emmental.
  • Bereits 2014 war die Region von einem schweren Unwetter heimgesucht worden.
  • Die jüngste Flut war im Kemmeriboden schlimmer als 2014. Vom Gesamtvolumen her war die Wucht des Hochwassers damals aber grösser.

Nach der Sturzflut vom Montag haben die Behörden am Dienstagnachmittag eine erste Bilanz gezogen. Die Schäden seien gross, Verletzte aber nicht zu beklagen. «Ich kann es kaum glauben, dass es uns bereits wieder getroffen hat», sagte Gemeindepräsident Beat Gerber an einer Medienkonferenz.

Emmental: So heftig traf das Unwetter Kemmeriboden

Bereits 2014 tobten in der Gegend schwere Gewitter. «Vom Gesamtvolumen her war die Wucht des Hochwassers 2014 grösser. Dennoch ist das Ereignis lokal im Kemmeriboden nun viel schlimmer», sagte Georg Heim, Experte für Naturgefahren, an der Medienkonferenz weiter.

Der grosse Unterschied zu 2014: Einzig die Emme habe jetzt nach den Gewittern Hochwasser geführt, nicht aber die Seitenbäche.

«Uns blieben vier Minuten, um die Gäste vor der Flut zu retten»

Am Tag nach dem Unwetter ist Reto Invernizzi, Wirt des Hotel-Restaurants Kemmeriboden-Bad, froh, dass keine Personen zu Schaden kommen sind. «Als die Flut kam, blieben uns vier Minuten, um 30 Gäste und Mitarbeitende im Obergeschoss in Sicherheit zu bringen», sagt er vor Ort gegenüber SRF.

Die Wassermassen haben das Gebäude und die Umgebung völlig verwüstet, die Schäden sind immens. Invernizzi und sein Team haben innert Minuten alles verloren: «Unser Zuhause, unser Daheim wurde Opfer der unbeschreiblichen Naturgewalten», so der Gastronom.

Das grosse Aufräumen im Kemmeriboden-Bad

Die Aufräumarbeiten haben bereits begonnen. «Wir kommen wieder», verspricht Invernizzi. Der Langasthof ist zum ersten Mal in seiner Geschichte überflutet worden.

Die Wirtsleute des Restaurants Kemmeriboden-Bad haben auf sozialen Medien Bilder veröffentlicht, die das ganze Ausmass der Zerstörung zeigen. «Ein katastrophales Unwetter hat den Betrieb komplett geflutet», schreiben sie auf der Webseite.

Kemmeriboden
Legende: So sah die Gaststube des Restaurants Kemmeriboden-Bad nach der Flut aus. Tiktok/@kemmeriboden

Küche und Gaststuben sind komplett verschlammt, die Wassermassen haben die Umgebung des Traditionsbetriebs verwüstet. In der Nähe des Hotels wurden weiter der Hof Schwand und die Ortschaft Bumbach vom Hochwasser heimgesucht.

«Die Emme ging zwei bis drei Meter über die Ufer»

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Kemmeriboden
Legende: Die Emme trat beim Kemmeriboden über die Ufer. Philippe Gyarmati

Der Hydrologe Philippe Gyarmati verfolgte das Gewitter zuerst auf dem Radar und dann direkt vor Ort. «30 bis 40 Minuten Starkregen reichten wegen der durchtränkten Böden, um die Flut auszulösen», sagt er zu SRF News. Darauf sei im Gebiet Kemmeriboden eine mehrere Meter hohe Flutwelle niedergegangen. «Die Emme ging sicher zwei bis drei Meter über die Ufer», sagt er.

Weil flussabwärts deutlich weniger Regen gefallen sei, habe sich die Hochwasserwelle dann ins Flussbett zurückgezogen. Unterhalb von Kemmeriboden und Bumbach seien die Schäden geringer ausgefallen als beim letzten verheerenden Unwetter 2014.

Über die Höhe des Sachschadens liegen noch keine Schätzungen vor. Das betroffene Gebiet ist zurzeit nicht zugänglich. Der Kanton rät von Ausflügen in die Region ab.

Gemeinde erlässt Spendenaufruf

Nach dem heftigen Gewitter über dem oberen Emmental sucht die Gemeinde Schangnau Helferinnen und Helfer fürs Aufräumen. Sie hat auch einen Spendenaufruf erlassen. Interessierte können sich direkt bei der Gemeindeverwaltung melden.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 5.7.2022, 12.03 Uhr ; 

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